Die beliebtesten Empfangswege für Live-TV sind in Deutschland nach wie vor Kabel und Satellit. Doch die Dominanz bekommt langsam Risse. Seit einigen Jahren wandern immer mehr Verbraucher ab zu Alternativen, besonders zu Fernsehen übers Internet. Das Phänomen wurde zuerst in den USA beobachtet und als „cord-cutting“ bekannt. Wir zeigen, was genau dahintersteckt, welche Alternativen es zu Kabel schon gibt und für wen sich Cord-Cutting lohnt.

 

Cord Cutting - Kabelfernsehen ade

Was ist ein Cord Cutter?

Übersetzt bedeutet das Schlagwort soviel wie „das Kabel durchschneiden“. Gemeint ist damit bildlich die endgültige Trennung vom Kabel- oder Antennenfernsehen mittels „durchschneiden“ des TV-Kabels und der Wechsel hin zu Streaming TV oder IPTV. Besonders der Wegfall des Nebenkostenprivilegs befeuert den Trend weiter. Dieser kommt übrigens ursprünglich aus den USA, wo Kabel-TV und Sat noch weiterverbreitet sind wie hierzulande. Allerdings liegen die Kosten hier deutlich über deutschen Verhältnissen. Im Schnitt zahlen Kunden hier 50-100$ pro Monat! Auch für Satellit wohlgemerkt. Das kann und will sich nicht jeder mehr leisten, so dass günstige Alternativen hier natürlich besonders willkommen sind. Millionen Haushalte kündigen also und wandern zu Streamingdiensten wie Netflix oder OTT-Anbietern.

Cord Cutting auch in Deutschland

Hierzulande gibt es Kabel-TV mit HD und HDD-Receiver zwar schon deutlich günstiger (um die 20-30 €) und für SAT zahlt man optional nur die HD-Gebühr (75 € pro Jahr) – dennoch ist auch in Deutschland langsam ein Wechseltrend zu beobachten. Nach wie vor führen zwar Kabel und SAT noch mit je rund 43% Marktanteil[1], doch der Anteil schwindet seit einigen Jahren langsam aber stetig. Zulegen können dafür Internetbasierte Empfangswege. Cord Cutting ist daher auch in Deutschland angekommen. Doch wohin wechseln die Cord-Cutting Haushalte eigentlich?

Wechsel hin zu IPTV und OTT

Wer seinem Kabel- oder Sat Zugang den Rücken kehrt, wechselt vor allem zu internetbasierten Angeboten. Das zeigen erste Statistiken ziemlich eindeutig. Die Nutzerzahlen haben sich hier in wenigen Jahren vervielfacht, wenn auch von einem niedrigen Niveau ausgehend. 2023 lag der Anteil von IPTV bei ca. 10 Prozent + nochmal rund 5 Prozent über OTT. Macht also rund 15 Prozent Internetnutzer versus 43 Prozent Kabel oder SAT[1]. Noch gering, aber mit großer Aufwärtsdynamik! Doch was bedeuten eigentlich IPTV und OTT?

 

Marktanteile IPTV vs. Kabel vs SAT

 

IPTV und Streaming (OTT)

Auch wenn beide Begriffe meist unter „IPTV“ zusammengefasst werden – eigentlich gibt es zwei Übertragungsformen internetbasierter Fernangebote. Einmal dem sogenannten „managed IPTV“ (kurz IPTV) und OTT-basierend (Streaming). Bei ersterem wird das TV-Signal vom IPTV-Anbieter über das hauseigene Breitbandnetz zum Kunden übertragen, wo dort ein spezieller IPTV-Receiver benötigt wird. Ohne Abo und mit anderen Internetzugängen als vom IPTV-Anbieter ist dann keine Nutzung möglich. Der Anbieter reserviert zudem auf der Breitbandleitung ein gewisses Kontingent für die TV-Übertragung. Populärster Anbieter ist hier die Telekom mit Magenta TV (mittlerweile wahlweise auch per OTT-Variante erhältlich).

 

Bei OTT (over the top) kann jeder beliebige Internetzugang genutzt werden. Übertragen wird also Geräte- und Leitungsunabhängig. Die Nutzung ist z.B. am Fernseher (per App) oder an mobilen Endgräten wie Tablets beliebig nutzbar. Zu den bekanntesten Anbietern zählen waipu.tv, Joyn, MagentaTV OTT und Zattoo. Man spricht übrigens eher von Streaming TV als OTT, gemeint ist aber dasselbe. Demgegenüber stehen noch die Video-on-Demand Dienste wie Netflix, DAZN oder Disney+. Auch hier wird das Bewegtbild über beliebige Internetzugänge gestreamt.

Linear-TV war gestern

Seit einigen Jahren zeigt sich zudem ein extremes Gefälle bei den Nutzungsgewohnheiten. Tatort Punkt 20:15 Uhr wird demnach immer seltener wahrgenommen. Der Trend geht von der Echtzeitnutzung stetig zu „on Demand“ – also fernsehen wann man selber möchte und nicht der TV-Planer. Die Flexibilität bei den Fernsehzeiten dominiert vor allem di jüngere Zielgruppe unter 30 Jahren (rund 1/3). Ältere sehen dagegen öfters noch linear nach TV-Programm. Die Zukunft wird demnach wahrscheinlich zunehmen de-linear – hin zu mehr Video on Demand.

 

TV Empfangswege nach Alter

Statistik zu TV-Empfangswegen Nutzung nach Alter | Quelle: „Die mediananstalten“ Digitalisierungsbericht 2021

 

Das sind die Vorteile für Cord Cutter

Der Wechseltrend hat natürlich viele mögliche Gründe. Einmal wäre da natürlich die schon erwähnte jüngere Zielgruppe, welche lieber flexibel non-linear fernsieht und daher nicht unbedingt einen regulären Kabel-TV Anschluss benötigt.

 

Allgemein bietet IPTV und Streaming-TV aber zahlreiche Vorteile, die immer mehr Haushalte erkennen und daher wechseln. So gibt es zunächst teils nicht unerhebliche Preisvorteile. Kabelfernsehen kostet mit HD-Sendern und Receiver schnell über 20 € im Monat. Das IPTV-Paket „Magenta TV Entertain“ der Telekom bietet zum Beispiel für 20 € im Monat den kompletten TV-Anschluss mit gut 180 Sendern inklusive RTL+ UND Disney+ Abo. Auch bei waipu.tv, gibt es mit vielen Sendern, Fernbedienung und Funktionen schon für 16 Euro. Als App-Variante sogar bereits ab 7-13 € TV-Enthusiasten wie Sparfüchse finden also gleichermaßen ein Zuhause.

 

Hinzu kommen noch etliche innovative Funktionen die Internet-TV allen Cord Cuttern bietet. Wie zeitversetztes Fernsehen, Restart (Sendungen neu starten), mobile Nutzung am Smartphone/Tablet, Mediatheken und beste HD- bzw. 4K Qualität. Wozu dann noch verstaubtes, unflexibles, teures Kabel-TV?

Alternative Anbieter und Tarife

Wohin also wechseln? Die Auswahl ist heute bereits recht groß. Daher wollen wir ihnen noch eine kleine Übersicht der Möglichkeiten auf den Weg geben, getrennt nach den Techniken.

 

IPTV (managed): Insgesamt gibt es aktuell vier IPTV-Anbieter in Deutschland. Die Deutsche Telekom mit Magenta-TV, Sky mit Sky Q, 1und1 (1&1 HD-TV) sowie Vodafone (GigaTV Net). Das größte Angebot und beste Preisleistungsverhältnis bietet unserer Ansicht nach Magenta-TV. Ab 10 € zum Internetzugang erhalten Kunden hier ein Potpourri an Features und Inhalten, dass seinesgleichen sucht. Mehr unter www.telekom.de/magentatv. Tipp Nummer 2 geht an Sky Q via IPTV (www.sky.de/skyq). Neben dem regulären Live-TV ist hier schon Netflix inklusive und wahlweise das Serien- oder Filmpaket von Sky.

 

Bei 1&1 kommt man mit allen Features, die auch Magenta-TV bietet, schnell an die 20 € Marke – das Preis-Leistung stimmen hier unserer Ansicht nach nicht. Und Giga-TV Net von Vodafone bietet für 15 € noch nicht einmal elementare Funktionen wie Timeshift oder Aufnahmen…

 

OTT-TV (Streaming TV): Hier teilen sich vor allem drei Platzhirsche den Markt. Einmal der älteste Streaming-TV Anbieter überhaupt – Zattoo. Zudem noch Joyn und Waipu.tv. Die meisten Sender bieten Waipu und Zattoo. Joyn bietet dafür noch eine pralle Mediathek, Serien und Filme. Das Basispaket ist zudem kostenlos. Unser Tipp an alle die auf eine Fernbedienung nicht verzichten wollen – Waipu gibt’s jetzt auch mit einer Fernbedienung und 4K-Stick! Alle Anbieter in Vergleich, haben wir hier für Sie gegenübergestellt.

 

Video-on-Demand:
Bleiben zu guter Letzt noch alle Anbieter, die kein lineares Fernsehen bieten, sondern nur Inhalte auf Abruf. Also Serien, Filme und Dokus. Ideal also als Unterhaltung für alle Cord-Cutter, die gar nicht RTL, ARD, ZDF & Co sehen wollen oder zur Not einmal auf die Mediatheken ausweichen.

 

Die prominentesten Vertreter heißen Netflix, Amazon Prime Video, Disney+, Apple TV, Paramount+, DAZN und Rakuten. Hier können wir keinen Tipp geben, da jeder für sich ein gutes Angebot bietet – der Fokus der Inhalte ist aber dann eher Geschmacksache. Aber unser Vergleich hier hilft sicher das persönlich richtige Angebot unter den Streamingdiensten zu finden. Netflix steht vor allem für gute, eigene Serienproduktionen und Filme. Disney+ setzt auf Familieninhalte inklusive Erwachsenen-Content wie Walking Dead. Amazon und Apple ähneln gewisser Maßen Netflix nur mit nicht ganz so viel Eigenproduktionen. DAZN streamt ausschließlich Sportereignisse.

Unser Fazit

Besonders wer nicht sehr viel fernsieht kann heute getrost „die Leitung kappen“ und zum Cord-Cutter werden. Kabel-TV hat wahrscheinlich langfristig keine Zukunft, zumindest nicht wenn die Preise nicht purzeln. Denn TV per Internet – egal ob via IPTV oder Streaming – ist teils deutlich billiger bei gleichzeitig mindestens genau soviel Komfort wie Kabel, wenn nicht sogar mehr. Ein weiteres Plus ist die Flexibilität. Kabelfernsehen gibt es meist nur mit langer 2-Jahres-Laufzeit, OTT und VoD schon ab 1 Monat.

 

Quelle: [1] TV Digitalisierungsbericht von „die mediananstalten“ von 2021 als PDF