Veränderte Gegebenheiten im Bewegtbildmarkt lassen die Rufe nach neuen TV-Quoten immer lauter werden. Es wird eine einheitliche Währung für Online- und TV-Inhalte gefordert, die beide Bereiche endlich vergleichbar macht. Auf dem DLM-Symposium in Berlin wurde das Thema am Donnerstag ausgiebig beleuchtet.
Nutzung zunehmend verschwommen
Bewegtbildinhalt aus Internet und Fernsehen rücken immer weiter zusammen. Wie Dirk Martens, Geschäftsführer des Marktforschungsunternehmens House of Research, im Rahmen des DLM-Symposiums aufzeigte, werden Abruf-Angebote bei deutschen Zuschauern im internationalen Vergleich zwar noch eher selten genutzt – jedoch habe schon jeder dritte Zuschauer ab 14 Jahren die Möglichkeit, Onlinevideos auf dem Fernseher darzustellen. Zudem nutzen mittlerweile 75 Prozent online zumindest gelegentlich Bewegtbildinhalte im Internet.
Einheitliche Währung
Nachdem sich der DLM-Vorsitzende Dr. Jürgen Brautmeier in seiner Eröffnungsrede zum DLM-Symposium für die Messung von medienübergreifender Reichweite ausgesprochen hatte, widmeten sich auch mehrere der nachfolgenden Programmpunkte dem Thema Quoten. Martin Krapf, Geschäftsführer des Marketingunternehmens Wirkstoff TV, forderte in einem Impulsvortrag eine gemeinsame Währung für den konvergenten TV-Markt, die Entwicklungen beschreiben und vergleichen könne. Aktuell sei es nicht einmal möglich, Zuschauerzahlen aus dem Fernsehen mit Youtube-Klicks zu vergleichen, was prinzipiell einer Änderung bedürfe. Einheitliche Standards würden den Wert der Reichweite konstant halten können – und eine „Inflation der Währung“ verhindern, so Krapf.
Neue TV-Quoten ab 2015
Anschließenden Aussagen von Karin Hollerbach-Zenz zufolge, könnte den Forderungen des Markts schon bald nachgekommen werden. Die Vorstandsvorsitzende der AGF kündigte im Rahmen des DLM-Symposiums den Startschuss für die konvergente Erhebung der TV-Quoten für 2015 an. Damit sollen die Zuschauerzahlen nicht mehr nur ausschließlich über das TV-Panel berechnet werden, sondern auch die Nutzung von Mediatheken mit in die Zahlen einfließen. Ein aktueller Testbetrieb sei bereits vor wenigen Wochen angelaufen. Hollerbach-Zenz selbst ist der Meinung, dass die AGF bei der Entwicklung des Verfahrens gute Arbeit geleistet hat. Selbst wenn es letztendlich lange Zeit bis zur Einführung der konvergenten Quotenmessung dauere, sei Deutschland im internationalen Vergleich noch immer einer der ersten Märkte, die Internet-Quoten ausweisen werden, stellte sie fest. Dabei will die AGF ein Konzept entwickelt haben, das weltweit das komplexeste seiner Art sein soll. Neben den 5000 repräsentativ ausgewählten TV-Haushalten, sollen ab kommendem Jahr auch die Online- Abrufe sowie die Online-Nutzung von 25.000 Haushalten analysiert werden.
System muss sich beweisen
Ob die neue Erhebung einwandfrei funktionieren wird, muss sich letztendlich zeigen – Anfang 2013 hatte die Schweiz ein neues Verfahren zur Messung der TV-Marktanteile eingeführt, jedoch aufgrund von Problemen mit der Datenauswertung monatelang keine Quoten veröffentlichen können. Auch, ob die neue „Währung“ letztendlich das ist, was Werbetreibende suchen, scheint noch nicht abschließend geklärt. Wie wir auf der Cebit 2014 erfahren haben, gibt es mit TVbeat zudem ein britisches Start-Up, das ebenfalls konvergente Quoten ausweisen kann – und das nach eignen Angaben nicht nur mit weitaus höherer Genauigkeit, sondern auch geringerem technischen Aufwand. Aktuell ist das Unternehmen bereits in drei Nationen tätig.
Bildquelle: © IPTV-Anbieter.info
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