Satelliten TV
Fernsehen über die SAT-Schüssel: Pro und Kontra zu IPTV
„Kostenloses“ Fernsehen ohne monatliche Grundgebühr: Das ist wohl das entscheidende Argument für SAT-TV und Traum manches Kabelkunden. Doch ist SAT-TV wirklich (noch) eine so lohnende Alternative zu IPTV oder Kabel? Wie hoch sind die Kosten wirklich und was benötigt man für eine gute SAT-Anlage??
1. Satellit & Kabel noch führend, aber der Trend geht klar woanders hin ...
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Die meisten Haushalte setzen heute noch auf Kabel oder Satellit. Allerdings sinkt der Anteil seit Jahren immer mehr, während Internetfernsehen - also über IPTV oder Streaming (OTT) stetig zunimmt. Die folgende Statistik zeigt das. 2011 nutzen kaum 2 Mio. Haushalte IPTV als Empfangsweg.
Bereits im Jahr 2021 waren es, zusammen mit OTT, gut 15 Prozent. Der neuere Zattoo Streamingreport spricht sogar von 31-36%, die regelmäßig Live-TV über diesen Empfangsweg nutzen. In wenigen Jahren könnte also Internet-TV den alten Techniken den Rang ablaufen. Mit der Verbreitung leistungsstarker Glasfaserzugänge, dürfte der Anteil weiter stark steigen. Besonders Preisvorteile und mehr Flexibilität sind dabei Ausschlaggebend.
![SAT vs. IPTV Nutzerzahlen](../../Bilder/alternativen/sat/anteile-tv-statistik.webp)
Nutzerzahlen nach Empfangsweg | Quelle: statista
Auf der anderen Seite hat natürlich auch die Satellitenschüssel Ihre Daseinsberechtigung. Folgend zeigen wir, wo im Einzelnen die Plus- und Minuspunkte liegen.
2. Senderauswahl
Schüssel-Fernsehen bietet mit die größte Senderauswahl sowie brillantes HD- und teilweise sogar UHD-Qualität. Allerding ist das Plus an Bildqualität leider nicht frei zugänglich. Um die privaten Sender in besserer Qualität wie SD sehen zu können, ist ein HD+ Abo nötig. Mehr dazu und den Kosten unter Punkt 5. Dann stehen ca. 25 HD-Kanäle, 70 weitere freie HD-Sender und 3 Sender in 4K zur Wahl.
![HD+ Sender privat](../../Bilder/alternativen/sat/hd-plus-senderliste.webp)
deutsche Privatsender in HD+ | Quelle: HD+
Hinzu kommen noch dutzende andere, meist fremdsprachige Kanäle, Shopping-Sender und Special Interest Spartensender. Beispielsweise Heimatkanal, Just Fishing oder Waidwerk. Für Interessenten lohnt daher ein Blick hier die komplette Liste von Astra (19,2) als PDF.
3. Vorteile von SAT-TV
Zunächst einmal wollen wir noch kurz die Hauptvorteile zusammenfassen, die für eine SAT-Lösung sprechen. Auf den ersten Blick entfallen die monatlichen Kosten. Natürlich stimmt diese Annahme nur bedingt, wie Sie im nächsten Abschnitt erfahren werden. Satellitenfernsehen bieten bislang das beste Sender-Angebot - die Auswahl ist deutlich größer im Vergleich zu allen anderen Empfangswegen. Ob man aber unbedingt zehn arabische und 20 Shoppingkanäle extra braucht, muss jeder selbst entscheiden. Denn die populärsten 100 Kanäle der deutschen Privatsender und öffentlich-rechtlichen, gibt es praktisch überall...
Die Bildqualität gehört bei SAT aber zweifelsfrei mit zu dem Besten was möglich ist, sofern die verwendete Technik stimmt, keine atmosphärischen Störungen vorliegen und die Installation fachgerecht durchgeführt wurde. Weiteres Schlagargument ist die theoretisch uneingeschränkte Verfügbarkeit. Lediglich ungünstige Wohnlagen machen mitunter einen Strich durch die Rechnung.
4. Welche Nachteile gibt es beim Fernsehen über Schüssel?
![SAT vs. IPTV Nutzerzahlen](../../Bilder/alternativen/sat/sattv.webp)
Kommen wir zu den Schwachstellen: Leider SAT-TV nicht vor atmosphärischen Störungen bzw. dem Wetter sicher. Hier haben IPTV, Streaming und Kabel klare „Stabilitätsvorteile“.
Oft werden auch die Kosten für SAT-TV unterschätzt. Diese können sich durchaus im Schnitt auf Beträge summieren, die den normaler Kable- oder IPTV-Tarife entsprechen. Dazu mehr unter Punkt 5.
Hauptproblem dürfte für viele Verbraucher ohnehin die fehlende Möglichkeit zur Installation der Schüssel sein. Denn Vermieter untersagen bekanntlich oft die Anbringung von SAT-Schüsseln. Manchmal ist jedoch auch schlicht die Lage nicht geeignet. Etwa bei Nord-Ausrichtung der Fenster.
Die Antenne muss auf dem Dach oder an der Fassade installiert werden und kann daher kostspielig bzw. für Laien kompliziert sein. Zudem kann es Wartungsbedarf geben, wenn die Schüssel neu ausgerichtet oder gereinigt werden muss.
Im Vergleich zu IPTV oder anderen modernen TV-Diensten, bietet Satelliten-TV weniger (interaktive) Funktionen. Also beispielsweise Video-on-Demand (VoD), Pausetaste etc.
Da das Satellitensignal einen weiten Weg von der Erdoberfläche zum Satelliten und zurück zurücklegen muss, gibt es eine nicht ganz unerhebliche Verzögerung (Latenz) bei der Übertragung. Dies ist in den meisten Fällen unbedeutend, kann jedoch in speziellen Situationen, wie bei Live-Sportübertragungen störend sein. Zum Beispiel wenn der Nachbar schon Tor ruft und man das Tor erste 5 Sekunden später sieht ;-)
- hohe Bild- und Tonqualität
- exzellente Senderauswahl (aber mit teils zweifelhaften Mehrwert)
- viele Sender in HD oder 4K verfügbar (per HD+)
- hohe Verfügbarkeit
- ausgereifte Technik, viel Auswahl an Hardware
- teils hohe Einmalkosten für Hardware & Installation
- laufende Kosten für HD-Sender und Wartung
- Lage muss geeignet sein für Anbringung der Schüssel
- nicht so viele Funktionen und Möglichkeiten wie bei IPTV/Streaming
- Latenzzeit bei der Übertragung
- Ästhetik der Fassade kann gestört werden
- Störungen beim Bild durch ungünstige Wetterlagen möglich
5. Kosten für Satellitenfernsehen
Doch wo Licht ist, ist leider auch Schatten. So ganz „kostenlos“ ist natürlich auch SAT-TV nicht. Zunächst fallen etliche Einmalkosten für Instandsetzung und Hardware an. Glücklicher Weise haben die meisten Flachbildfernseher längst einen DVB-S Receiver implementiert. Nur wer Zusatzfunktionen, wie eine Festplatte für Aufnahmen möchte, muss zu ziemlich teuren Receivern greifen (ab ca. 200 €).
Bedenken Sie, dass bei mehreren TV-Teilnehmern, z.B. in Familienhaushalten, auch weitere Kosten für zusätzliche Receiver, Multi-LNB statt Single-LNB, mehr Kabel etc. eingerechnet werden müssen. Hinzu kommen unter Umständen Installations- und Wartungskosten.
Neben diesen genannten Einmalkosten, fallen noch laufende Kosten für die HD+ Karte an, sofern man auch die privaten Sender in HD-Qualität genießen möchte. Nur mit dem HD+ Abo ist dies möglich. Der Preis beträgt für 12 Monate 72€. Für jedes weitere Endgerät im Haushalt nochmals +3 € extra pro Monat (Multiscreen)
Kalkuliert man nun die Fixkosten + die HD-Plus Karte für eine Laufzeit von 10 Jahren (die Geräte halten leider auch nicht ewig), erhält man eine monatliche Belastung von 7,66 € - 8,50 €. Ausgehend von Einmalkosten zwischen 200 bzw. 300 € und den Fixkosten für die HD+ Karte. Allerdings nur für ein TV-Gerät sowie ohne Wartung- und Gerätedefekte, welche die Werte nochmal deutlich steigern können.
Damit relativiert sich der Vorteil z.B. gegenüber Kabel, welches mit vergleichbarer Ausstattung monatlich ca. 10-20 Euro kostet doch schon etwas. Gute Streamingdienste wie Magenta-TV (mit deutlich mehr Unterhaltungs-Features) gibt es ebenfalls bereits ab ca. 10 € im Monat. Diese bieten zudem sogar mehr Funktionen, wie Restart, Replay oder Timeshift und Zugang zu Netflix & Co teils zum Vorzugspreis. Auch der Betrieb auf mehreren TV-Geräten kostet nichts extra, es sei denn, man will ggf. die TV-Boxen mit Fernbedienung nutzen.
6. Was benötige ich alles für Satellitenfernsehen?
Im Prinzip dreierlei. Natürlich eine Sat-Schüssel samt passenden LNB-Empfangsteil und Kabel zur Verbindung des LNB mit den TV-Gerät(en). Komplettpakete mit Kabel, Fensterdurchführung und Halterung gibt es teilweise bei Amazon schon für unter 150 €, wie diese hier.
Sollte der Fernseher bereits einen DVB-S Receiver implementiert haben (bei modernen Geräten fast 100%), wird kein extra Receiver benötigt. Dieser Empfiehlt sich aber, wenn man zusätzlich Aufnahmen vornehmen möchte oder zeitversetztes Fernsehen (Timeshifting) nutzen will. Dann brauchen Sie ein Gerät mit integriertem Speicher oder der Möglichkeit externe Speichermedien anzuschließen. Die oben schon erwähnte HD+ Karte ist optional und wird nur nötig, falls man auch Private Sender in HD schauen will.
- SAT-Schüssel mit LNB
- je nach Teilnehmerzahl Single, Twin oder Quad-LNB
- Monoblock LNB wenn man mehrere Satelliten ansteuern möchte
- TV-Gerät mit DVB-S Receiver
- optional externer SAT-Receiver
- optional HD+ Karte für private HDTV Kanäle
Unterschiede zu den TV-Satelliten
Die Wahl des richtigen Satelliten hängt von den individuellen Interessen und bevorzugter Sprache ab. Für deutschsprachige Inhalte ist Astra 19,2° Ost die erste Wahl, daher hierzulande der meistgenutzte Satellit. Wer vor allem internationale Programme sucht, sollte Hotbird 13° Ost oder Astra 28,2° Ost (vor allem britische Sender) in Betracht ziehen.Eutelsat 9B (9° Ost) bietet eine Mischung aus europäischen Sendern, während Thor 0,8° West hauptsächlich Skandinavien versorgt. Zudem wäre noch Hispasat 30° West für iberischen Markt zu nennen.
Mit den schon genannten Monoblock-LNB´s (teurer) können aber auch mehrere Satelliten angepeilt werden.
Hat SAT-Fernsehen noch Zukunft?
Wahrscheinlich schon, auch wenn die Technik weiter vor vielfältigen Herausforderungen steht durch die Konkurrenz vom Internetfernsehen.
Dennoch bleibt Satellitenfernsehen aller Wahrscheinlichkeit auch die nächsten Jahrzehnte relevant, insbesondere in Regionen mit eingeschränkter Internetinfrastruktur. Technologische Fortschritte wie die Übertragung in 4K und 8K Ultra HD steigern zudem die Attraktivität. Über den Weg der Satelliten lassen sich ebenfalls große Datenmengen effizient und in hoher Qualität übertragen.
Zudem ermöglichen neue Kompressionsstandards wie HEVC (H.265) eine effizientere Nutzung der verfügbaren Bandbreite. Dank HbbTV können zudem schon längst auch hybride, interaktive Dienste auch für SAT-Kunden bereitgestellt werden, die dem von IPTV ähneln. Wie z.B. Direktzugriff auf Mediatheken und vieles mehr. Neue Anbieter wie Starlink könnten zudem neuen Wind in den Mark bringen und neben Internet auch TV-Services anbieten.
Unser Fazit:
Für alle, die eine SAT-Anlage aufgrund der wohnlichen Gegebenheiten nutzen können und Kabel bzw. IPTV/Streaming mangels Verfügbarkeit nicht in Frage kommt, ist SAT-TV die ideale Lösung! Rein von der Kostenbetrachtung halten sich alle Empfangswege in etwa die Waage. Der Trend geht aber weiter klar zu Fernsehen über Internet.
Weiterführendes
» Kabel-TV Anbieter in Deutschland» Streaming-TV Anbieter vergleichen
» Welche IPTV-Anbieter gibt es und was kostet das?
» Gibt es Magenta TV per SAT noch?