Zeitversetztes Fernsehen (Timeshift)
Was ist Timeshifting, wo liegen die Vorteile und wer bietet das?
Moderne TV-Anschlüsse, egal ob über Kabel, Streaming oder IPTV, bieten sogenanntes "Timeshifting". Zu Deutsch so viel, wie "zeitversetztes Fernsehen". Der Service verspricht mehr Freiheit und Flexibilität beim TV schauen. Hier erfahren Sie alles Wissenswerte zu der nützlichen Technik.
1. Was ist zeitversetztes Fernsehen?
Bei zeitversetztem Fernsehen handelt es sich um eine innovative und erst wenige Jahre alte TV-Funktion, mit der sich das laufende TV-Programm einfach anhalten lässt. Wie mit einer Pause-Taste bei DVD-Playern. Es genügt ein Druck auf die Fernbedienung, damit das reguläre Fernseh-Programm pausiert. Gängige Begriffe dafür sind übrigens auch Time-Slip, Chase Play, Timeshifting oder zu gut Deutsch einfach "Pause Funktion".
Zum ersten Kundenkreis, die Timeshifting nutzen konnten, zählten übrigens IPTV-Nutzer. Heute steht die Technik aber auch in fast allen Kabel-Tarifen und bei Streaming-TV zur Verfügung. Für DVB-T und bei SAT ohne HD+, braucht man hingegen noch extra Hardware. Dazu folgend mehr!
2. Wie funktioniert zeitversetztes Fernsehen (über IPTV)?
Hier gibt es zwei mögliche Ansätze: Jahrelang setzte man auf Receiver-Boxen mit integrierter Festplatte. So konnte das Live-TV-Programm bei Aktivierung der Pause-Taste temporär zwischengespeichert werden. Bei vielen Fernsehern klappt das übrigens heute noch, indem man einen USB-Stick oder eine USB-Festplatte ansteckt (USB-Recording), allerdings nur über den integrierten Receiver per Kabel, DVB-T oder SAT.
Heute geht man bei IPTV, Streaming-TV (OTT) und Kabel-TV einen anderen Weg für die Bereitstellung der Pause-Funktion. So erfolgt die Zwischenspeicherung nicht mehr lokal auf einem Medium beim Kunden (Festplatte/Stick), sondern dezentral. Genauer gesagt in einer Cloud beim Anbieter. Das hat den Vorteil, dass man prinzipiell gar keine Extrahardware mehr benötigt bzw. keine großen Massenspeicher in die Empfangsboxen einbauen muss.
2.1 Restart
Neben der Pause-Funktion, gibt es bei IPTV noch ein weiteres interessantes Feature namens Restart. Dabei wird das laufende TV-Programm nicht angehalten wie beim Timeshifting. Schon begonnen Sendungen lassen sich vielmehr komplett neu von vorne starten.
Der Unterschied ist also: Verpasst man z.B. den Beginn eines Films oder Ihrer Lieblingstalkshow, nützt einem auch die Pause-Taste nichts. Stattdessen nutzt man die Restartfunktion. Ansonsten müsse man warten, bis der Titel in der Mediathek verfügbar ist. Noch gibt es die Funktion aber nicht bei jeder Sendung. Verfügbar ist Restart über IPTV, HbbTV, Streaming und teils auch bei Kabelfernsehen. SAT-Kunden benötigen die HD+ App.
3. Vorteile von IPTV für zeitversetztes Fernsehen & typische Anwendungsszenarien
Die Funktion bringt natürlich ein ordentliches Plus an Flexibilität im TV-Alltag. Man ist nicht mehr zu 100% auf Sendezeiten angewiesen bzw. kann temporär unterbrechen. Gründe dafür gibt es schließlich zuhauf. Während bei Privatsendern auch abends Werbung läuft, herrscht bei öffentlich-rechtlichen Sendern ab 20 Uhr bekanntlich Werbeverbot. Ein echter Vorteil eigentlich, bis man mal auf das Klo muss, die Chips sucht oder die Kinder was wollen …
Wenn also beim Tatort das Telefon klingelt, der Hund bellt oder sonstige Störgründe auftreten, muss der Fernsehabend nicht vorbei sein – einfach Sendung anhalten und 10-20 Minuten später weitersehen!
Da IPTV und Streaming ja bekanntlich über die Breitbandleitung realisiert werden, ist lokal kein zusätzlicher Speicherplatz für Aufnahmen in Form von Sticks oder TV-Boxen mehr nötig. Die technische Funktion übernimmt komplett der Anbieter für Sie.
4. Kosten und Anbieter im Überblick
Für die Nutzung von zeitversetztem Fernsehen selbst, fallen keine zusätzlichen Kosten an. Die Funktion ist heute Bestandteil bei praktisch allen IPTV- und Streaminganbietern.
Marktführer bei IPTV sind die Telekom mit Magenta TV und Vodafone (GigaTV Net). Auch O2 (O2 TV) sowie 1und1 (1&1 TV) bieten hauseigene IPTV-Dienste. Mehr zu den IPTV-Anbietern hier in der Übersicht.
Bei Fernsehen über Streaming lässt sich jeder beliebige Internetzugang nutzen, zumindest wenn dieser schneller genug ist (siehe Punkt 5). Die besten Dienste sind Zattoo, Waipu.tv, Joyn und Magenta TV als OTT Variante. Mehr hier im Streaming-TV Anbietervergleich.
5. Wie aktiviere ich die Pause-Funktion?
Sofern Ihr TV-Anschluss das Feature unterstützt, braucht man nur auf der Fernbedienung die Pause-Taste drücken. Dann sollte direkt das aktuelle Bild einfrieren. Zum Fortsetzten einfach nur die Playtaste betätigen und schon geht es nahtlos weiter.Die meisten Anbieter begrenzen Timeshift zudem auf maximal 90 Minuten. Dann empfiehlt sich ohnehin eher die Aufzeichnung.
6. Technische Voraussetzungen für IPTV und zeitversetztes Fernsehen
Um den TV-Anschluss über Streaming oder IPTV zu realisieren, braucht es allgemein einen flotten Internetanschluss. Die Mindestanforderungen gehen bei den Anbietern zwar jeweils auseinander, aber pauschal kann man sagen, dass mindestens 16 MBit/s anliegen sollten.
Zwar nutzen die meisten Haushalte ohnehin bereits Tarife mit >= 50 MBit/s. Wir empfehlen aber 100 MBit/s und aufwärts. Denn in der Regel laufen mehrere TV-Geräte im Haushalt. Bei gleichzeitigem Betrieb benötigt jedes Gerät für sich je 10-25 MBit/s.
Spezielle Hardware in Form von Set-Top-Boxen ist nicht mehr zwingend nötig. Allerdings erleichtern sie die Nutzung bei den meisten Angeboten erheblich und steigert darüber hinaus den Komfort.
Sofern man nur auf die App setzen möchte, muss das Endgerät (TV, Konsole etc.) entsprechend kompatibel sein. Magenta TV 2.0 läuft z.B. oft nicht auf älteren TV-Geräten. Dann kann man nur die entsprechenden Boxen oder Sticks (z.B. bei Waipu) der Anbieter zurückgreifen wie hier die Magenta One Box.
7. Datenschutz und Sicherheit
Alle Anbieter betonen natürlich immer, wie wichtig ihnen der Kunden-Datenschutz ist. Durch Verlagerung des Speichervorgangs für die Pausefunktion vom lokalen Receiver in die Cloud, stellen sich aber Fragen. Denn theoretisch wird der TV-Kunde so komplett gläsern. Wo pausiert man oft, welche Inhalte und Themen werden am meisten aufgezeichnet? Zumindest bleibt ein gewisses ungutes Gefühl zurück. Das ist dann der Preis für das Plus an Komfort sozusagen…8. Alternativen
Im Ratgeber klang es schon mehrfach an, dass es auch alternative Möglichkeiten gibt, eine Sendung später bzw. zeitverzögert anzusehen. Hierfür kann man in direkt und indirekte Timeshifting-Alternativen differenzieren:
USB-Recording bzw. USB-Aufnahmen: Hier wird einfach ein Speicherstick oder Festplatte an den Fernseher angeschlossen. Bei Empfang direkt über den internen Receiver (meist DVB-S und DVB-T), kann so auch die Pause-Funktion genutzt werden. Auch Aufzeichnungen lassen sich so anlegen. Leider lassen sich diese aber nicht an anderen Geräten abspielen.
PVR: Hier handelt es sich um Gerät oder eine Software, die es ermöglicht, Fernsehsendungen digital aufzuzeichnen und zu speichern. Mit einem PVR können Sie Live-TV pausieren, zurückspulen und zu einem späteren Zeitpunkt ansehen. So gibt es viele Receiver für DVB-T, SAT und Kabel, die diese Funktionen bereitstellen. Allerdings ist direktes PVR mit eigener Hardware eher im Rückzug begriffen. Der Zukunft gehören wohl Cloud-basierte Lösungen.
Unser Fazit
Zeitversetztes Fernsehen ist längst zur Standardfunktion geworden. Anfangs nur für IPTV-Nutzer erhältlich, steht die Pausetaste für Live-TV heute für praktisch alle Empfangswege offen – mal mit mehr oder weniger großen Hürden. Am simpelsten ist und bleibt aber der Betrieb über Internet-TV, da die Zwischenspeicherung direkt als Cloudservice erfolgt. Dennoch nutzen einer Studie nach nur rund 5 Mio. Haushalte den Dienst mehrmals die Woche. Der überwiegende Teil (>33 Mio.) hat Timeshifting noch nie eingesetzt. Ob aus Unwissen oder Desinteresse, ist leider nicht bekannt.Weiterführendes
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