Das Fernsehen steht unter gewaltigem Druck, und so müssen vor allem die Sender auf die Veränderungen reagieren. Zum newTV Kongress 2014 gaben Vertreter von ARD, ProSiebenSat.1 und Your Familie Entertainment Einblicke in ihre Experimente und Pläne.
Bereit für Experimente

„Wir probieren neue Sachen, auch mit der Gefahr des Scheiterns.“ Bewusst experimentierfreudig gab sich NDR-Programmdirektor Frank Beckmann am Donnerstag zum newTV Kongress in Hamburg, wo er vor rund 150 Gästen aus der TV- und Medienbranche Zukunftsprojekte der ARD vorstellte. Neue Technologie rege die Öffentlich-Rechtlichen generell zu Experimenten an, und so hatte Beckmann exemplarisch einen Rucksack im Gepäck, der eine komplette TV-Sendeeinheit beinhaltet und ab sofort die Übertragungstechnik von Ü-Wagens bei Außenproduktionen komplett ersetzen kann. Ähnliches leistet auch die Tagesschau-App, die in einer speziellen Reporter-Version rund 10.000 ARD-Mitarbeitern ermöglichen soll, Aufnahmen live und direkt an die Redaktion der Tagesschau zu senden. Von dort seien es dann „nur noch drei bis vier Mausklicks“ bis zur Sendung im TV – jeder Mitarbeiter habe damit ein Kamera-Team in der Hosentasche.
Von anderen Plattformen lernen
Vieles von dem, was Beckmann beim newTV Kongress vorstellte, sei zwar noch längst nicht sendetauglich – aber es zeige deutlich, wo die Reise hingehen soll. So plane die ARD nicht nur die Verlängerung von TV-Marken ins Netz, sondern will auch Online-Marken ins Fernsehen holen. Gleiches gelte für Apps, und so plant die ARD derzeit eine TV-Umsetzung der Erfolgs-App „Quizduell“, wobei das Motto „Deutschland spielt gegen das Studio“ lauten soll. Mit acht Millionen deutschen „Quizduell“-Nutzern täglich, scheint diese Idee durchaus Erfolgspotential zu bergen. Beckmann betonte, prinzipiell sei man dazu bereit, als TV-Sender auch von anderen Plattformen zu lernen. Generell würden die Inhalte auch weiterhin die gleichen bleiben, während sich die Technologie – und damit auch die Art der Nutzung von Inhalten – verändert.
Neue Geschäftsfelder für Sender
Dass Sender schon längst viel mehr als nur Rundfunk-Teilnehmer sind, machte Arnd Benninghoff von ProSiebenSat.1 deutlich. Der Digitalchef des Konzerns, der frisch von einer mehrmonatigen Reise aus dem Silicon Valley zurückgekehrt war, zeigte, wie sich ein Medienkonzern wie ProSiebenSat.1 im digitalen Geschäft möglichst breit aufstellen kann. Mit Bewegtbild im Internet und neuen digitalen Angeboten, wie beispielsweise einer neuen Apps für personalisiertes Shopping, die im Herbst gestartet werden soll, generiert das Unternehmen bereits jetzt Umsätze abseits des klassischen TV-Markts und will diesen Bereich auch weiter ausbauen. Mit dem eigenen Multi-Channel-Network Studio 71 spielt ProSiebenSat.1 beispielsweise seit letztem Jahr auch im attraktiven Youtube-Markt mit, wo Benninghoff zufolge, aktuell viele Experimente gewagt werden.
Neue Trends und Timing
Für den Bereich Fernsehen bietet zukünftig vor allem TV-Daten ein hohes Potential, so der ProSiebenSat.1-Mann weiter. Auch die Interaktionsmöglichkeiten über HbbTV werden noch weitaus interessanter werden, ist sich Benninghoff sicher. Wie wichtig Timing bei Marktentwicklungen und neuen Technologien ist, verdeutlichte Dr. Stefan Piëch von Your Family Entertainment. Mit dem Start des digitalen Free-TV-Kindersenders „RiC“, pünktlich zur Analogabschaltung in Deutschland, habe man einen idealen Zeitpunkt gewählt, so der Vorstandsvorsitzende des Vertriebs für Kinderinhalte. Im Rahmen der Erschließung von neuen Auswertungsmöglichkeiten für die Bibliothek eigenproduzierter Inhalte, sei auch der Aufbau eines eigenen VoD-Angebots eine gute Maßnahme. Zudem sollen noch 2014 neue Märkte für den eigenen Content erschlossen werden, zu denen unter anderem Russland und die Ukraine gehören werden.
Bildquelle: © IPTV-Anbieter.info
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