Web TV
Was bietet das "Überall-Fernsehen" via Internet?
Der Begriff „Web-TV“ ist leider nicht so einfach einzuordnen, wie es zunächst scheinen mag. Generell versteht man darunter die Übertragung und Darstellung von Fernsehprogrammen bzw. Formaten über das Internet. Doch hier gibt es mittlerweile, wie wir gleich sehen werden, mehrere Konzepte und Ansätze. Dieser Beitrag versucht etwas Licht ins Dunkel der Internetfernsehtechniken zu bringen.
Begriffsklärung – was ist WebTV und was nicht?
Beim „Web-TV“ werden Fernseh- oder Videoinhalte meist speziell für das Internet produziert und bereitgestellt. Es umfasst Inhalte, die oft über spezielle Websites, Plattformen oder Apps angeboten werden, ohne dass sie an traditionelle Fernsehnetzwerke gebunden sind.
In der Regel handelt es sich eher um kurze Beiträge, etwa zu regionalen Themen. Mitunter finden sich auch Webserien oder Nischeninhalte (Kochen, Tischtennis, Schach u.s.w.), die von unabhängigen Produzenten erstellt werden. Web-TV wird also ausschließlich für die Internet-Verbreitung entwickelt und Inhalte direkt im Webbrowser (Firefox, Chrome etc.) oder in Web-Apps gestreamt. Die Datenströme der WebTV-Inhalte werden dabei über schnelle Breitbandnetze transferiert.
Anders als bei echtem IPTV, wird WebTV nicht im geschützten und kostenpflichtigen Netz eines Providers angeboten (Secure IPTV), sondern ist über das World Wide Web (theoretisch) länderübergreifend per Internetbrowser empfangbar. Meist beschränken die Diensteanbieter den Service allerdings auf bestimmte Regionen/Länder durch sogenannte IP-Sperren. So können z.B. Nutzer aus Deutschland für Web-TV-Dienste ausgesperrt werden, welche nur für US-Amerikaner bestimmt sind. Meist verbergen sich hinter diesen Maßnahmen urheberrechtliche Gründe.
Nicht zu verwechseln übrigens mit Streaming TV oder Streaming-Video Anbietern, zu denen beispielsweise Netflix zählt. Bei letzterem erfolgt der Abruf von Filmen oder Serien (je nach Wunsch des Nutzers) über diesen Dienst per Internetzugang.
Über Streaming-TV wird (meist per Stick oder App) Live-TV der regulären Sendeanstalten, wie RTL oder ZDF, übertragen. Es kann über verschiedene Geräte genutzt werden, einschließlich Smart-TVs, Streaming-Sticks (wie Amazon Fire TV oder Google Chromecast), Spielekonsolen, Smartphones und Computer.
Web TV: Was gibt es für Anbieter und "Sender"?
Einerseits gibt es einige rein browserbasierte Senderkonzepte. Meist mit themenspezifischen Inhalten, wie Tischtennis, Regionalnachrichten, Autos, Kochen oder Börsennews. Einen Auszug von Web-TV Beispielen davon haben wir für Sie hier nach Themen getrennt zusammengestellt. Allerdings hält sich hier die Auswahl in Grenzen, daher schwindet die Popularität auch seit Jahren in dessen Folge nur wenige Konzepte überlebten. In der Regel wird kein durchgehend lineares Programm, wie bei "normalen" TV-Sendern, geboten.
Web-TV Beispiel: Motorsport.tv (Screenshot)
Weiterhin gibt es Streaming-TV Dienste, welche das reguläre TV-Programm zur Verfügung stellen. Also etwa von Pro7, RTL, ARD und ZDF. Teils kostenlos, teils gegen Entgelt. Als ein Vertreter sei hier waipu.tv genannt. Auch hier handelt es sich gewissermaßen um "Web TV" im weiteren Sinne. Über diese Streaming-TV Anbieter kann man wie gewohnt fernsehen – optional über den Browser, an mobilen Geräten oder mit der passenden App sogar am Fernseher als Kabel-TV-Ersatz.
Waipu.TV Streaming TV per Web | Screenshot am Browser per PC
Grundvoraussetzungen für WebTV
Die Grundvoraussetzung beim WebTV-Empfang, ist eine flotte Breitbandinternetverbindung. Zum Beispiel per DSL, VDSL, Kabel oder mobil via LTE/5G. Idealer Weise sollte die Netto-Transferrate dauerhaft mindestens 6-10 MBit/s betragen. Wie schnell Ihr Zugang ist, ermittelt hier unser Speedtest.
Zudem benötigt man ein geeignetes Abspiel- bzw. Endgerät, also ein PC/Laptop, Tablet oder Smartphone. Als Playersoftware fungiert zunächst der ganz normale Webbrowser. Für Streaming-TV kommt jeweils über eine eigene App auf mobilen Endgeräten oder am Smart-TV zum Einsatz.
Vorteile und Nachteile
Web-TV und Streaming-Dienste sind gleichermaßen sehr flexibel und Standortunabhängig nutzbar, während man z.B. seinen Kabel-TV oder SAT Anschluss nicht mitnehmen kann. Man hat das TV-Programm also auf Wunsch immer mit dabei - und das wörtlich.Reine WebTV-Sender sind zudem meist kostenlos und frei über das Internet empfangbar. Die Kehrseite: Die wenigsten Angebote werden regelmäßig gepflegt, da sich die Nutzerzahl meist in Grenzen hält und somit eine Finanzierung schwierig ist. Viele erwecken auch eher einen semiprofessionellen oder gar Hobby-Charakter. Darüber hinaus haben die Angebote im Regelfall nichts mit dem gewohnten TV-Programm der großen Fernsehanstalten zu tun. Vielmehr beschränkt sich die Auswahl auf einzelne Beiträge bzw. Clips.
Beispiel eines regionalen Web-TV Angebotes: Franken TV | Screenshot www.frankenfernsehen.tv
Qualität von Web-TV
Die Qualität schwankt von WebTV-Sender zu WebTV-Sender. Einige bieten nur recht „krümelige“ Filmschnipsel, andere bieten hochauflösendes HDTV. Letzteres ist leider die Ausnahme. Anders dagegen Streaming-TV - hier gibt es state of the art Technik mit HD-Sendern, zeitversetztes Fernsehen, Restartfunktion und vieles mehr.
Trends
Der Richtungstrend geht seit einigen Jahren klar hin zu Streaming-Fernsehen. Damit entfällt endlich die starre Bindung wie an ein Antennenkabel. Stattdessen können Nutzer Endgeräteunabhängig und Ortsunabhängig in bester Qualität übers Internet fernsehen. Web-TV Sender bleiben hingegen weiter Sparten- und "special interest" Angebote.
Weiterführendes
» kostenlose Streamingdienste im Überblick» Was ist eigentlich IPTV?
» Was ist Timeshifting?
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