"Alice TV" via IPTV - mehr zur Einstellung des Angebotes

Hintergründe zur Schließung des IPTV-Angebotes von Alice/O2


Vor einigen Jahren übernahm der O2-Telefónica-Konzern einen der beliebtesten deutschen Internetprovider namens Hansenet. Bekannt insbesondere durch die Marke „Alice“, verkörpert durch ein italienisches Model. Anfang 2012 machte O2 schließlich Nägel mit Köpfen und implementierte die Alice-Produktpalette kurzerhand in den O2-Shop. Weitestgehend ohne Änderungen. Nur die Bezeichnungen der DSL-Tarife wurden leicht abgewandelt. Im März schließlich folgte die traurige Nachricht, dass man das IPTV-Angebot „Alice TV“ im April 2012 einstellen wird. Zumindest Neukunden ist es seither nicht mehr möglich Alice TV zu den DSL-Paketen zu buchen. Wir haben für Sie einige Infos zu den Hintergründen zusammengestellt. Zudem erfahren Sie, wie es für Bestandskunden weiter geht und was Alice TV so alles konnte…

Update:

Nachdem Alice TV für mehr als 1 Jahr für Bestandskunden weiter verfügbar war, kam nun das endgültige Aus. Wie O2 bereits im Oktober 2013 bekannt gab, erfolgte die komplette Einstellung des IPTV-Angebotes am Silvesterabend 2013. Mehr dazu hier.


IPTV-Pionier Alice

Tatsächlich war das IPTV-Angebot von Alice 2006, damals noch zu Hansenet gehörend, das erste seiner Art überhaupt in Deutschland. Die Telekom und Arcor wagten erst kurze Zeit später den Eintritt in den neuen Markt. Damals galt TV über die DSL-Leitung noch als etwas ganz besonderes. Heute zählen wir hierzulande schon ca. 1,5 Millionen Haushalte, die Ihr Fernsehprogramm über den Empfangsweg IPTV beziehen. Dank der wachsenden Verbreitung von Hochleistungsinternet-Anschlüssen, hält der Trend weiter an. Aber warum dann die Entscheidung zur Einstellung von Alice TV?

Alternativen zu Alice TV

Nach der Einstellung sind es nunmehr nur noch 2 Anbieter in Deutschland, die IPTV bieten. Zum einen die Deutsche Telekom mit „Magenta TV“ und Vodafone mit „Vodafone TV“. Beides hervorragende Angebote aber dennoch recht unterschiedlich. Das Komplettpaket der Telekom empfehlen wir für alle, die kompromisslos das Beste in Sachen IPTV haben wollen, was der Markt hergibt. In Sachen Bildqualität, Funktions- und Sendervielfalt ist Entertain bisher unübertroffen. Vodafone bietet ebenfalls viele Features und eine breites Senderspektrum, punktet aber insbesondere mit einem günstigeren Preis und mehr Flexibilität. Denn es handelt sich um ein Hybrid-Konzept, dass neben IPTV z.B. auch via SAT betrieben werden kann. Insbesondere dann, wenn der DSL-Anschluss nicht die nötige Leistung bietet.

Hintergründe zur Einstellung

Fernsehen neu erleben mit IPTV von Alice
Über das Warum konnten wir zu Anfang leider nur spekulieren. Eine Interviewanfrage dauerte zwar eine Weile, wurde dann aber kurz vor dem Abschaltungstermin dennoch beantwortet. Ende März 2012 bekamen wir von Telefonica ein Interview zum plötzlichen Aus von Alice TV. Lesen Sie hier mehr dazu und die weiteren Pläne von Telefonica. » zum Interview mit Carolin Eckert, Telefonica

Zugegeben, sehr viel will man offensichtlich nicht zu den Interna preisgeben. Daher können wir über die wirklichen Gründe für die Entscheidung nur mutmaßen. In einigen Punkten haben wir schon ganz konkrete Vermutungen: Obwohl dutzende Studien vor einigen Jahren eindrücklich warnten, dass für die potenziellen IPTV-Endkunden ein echter Mehrwert enormen Stellenwert einnimmt, versäumte man im Management diesen Faktor jahrelang. In den ganzen 5 Jahren punktete man kaum mit neuen Funktionen oder Verbesserungen. Diese vielen, im Vergleich zur Konkurrenz, sehr marginal aus.

Allein der Zuwachs in der Onlinevideothek spricht Bände. Stockte die Telekom ihren Bestand im selben Zeitraum um deutlich mehr als 15.000 Titel auf, waren es bei Alice kaum 1000. Dabei war man 2011 noch recht optimistisch, was die Zukunft anbelangte, wie wir in zwei Interviews erfuhren. Einmal hier und einmal hier. Auch der anfänglich günstige Preis von 5 € monatlich wurde auf rund 8-12 € angehoben. Letzteren Betrag bezahlten alle, die den Receiver mit Festplatte wollten. Grundvoraussetzung für Timeshifting und Aufzeichnungen. Relativ gesehen viel zu viel, wie wir meinen. Vodafone TV bietet für nur 10 € Aufpreis zum DSL-Anschluss weit mehr Funktionen und Sender, inklusive Receiver. Auch die Zahl der IPTV-Kunden, über die man beständig schwieg, lag nur im Bereich von ca. 80 Tausend. Das zumindest erfuhren wir einmal in einem Interview. Dieselbe Kundenzahl konnte Vodafone alleine im ersten Jahr seit dem Start von Vodafone TV verzeichnen. Die Telekom zählt damals zum Zeitpunkt der Einstellung über 1,3 Mio. Entertain-IPTV-Kunden (heute über 3,5 Mio).


Was ist mit Bestandskunden, die Alice TV gebucht haben?

Soviel steht fest - für Bestandskunden ändert sich erst einmal nichts. Lediglich die Bestellung für Neukunden ist ab sofort leider nicht mehr möglich. Ob O2 das Angebot jedoch unbegrenzt weiterführt, sollte bezweifelt werden. Schließlich bleiben die Kosten für eine eher schrumpfende, als wachsende Kundengruppe eher gleich.

Blick zurück – das konnte das IPTV-Angebot von Alice

Bildquelle: Alice/O2 Presse

Bezüglich der Sendervielfalt, bekam man bei Alice-TV alles geboten, was man von Kabel oder Satellitenlösungen her schätzt. Alice-IPTV bot Zugriff auf weit mehr als 100 TV-Sender. Das Programmangebot umfasste die allgemeinen öffentlich rechtlichen, privaten sowie themenspezifische Sender zu Nachrichten, Musik, Homeshopping, Sport etc..

Das Repertoire an Pay-TV-Sendern war recht umfangreich. Hier standen drei Pakete zur Wahl. "MTV Tune-Inn" umfasste für Musikfreunde die 5 folgenden Kanäle: "MTV Music", "MTV dance", "MTV hits", "MTV Rocks" und "VH1 Classic". Für türkischsprachige Kunden hatte Alice TV zudem das "Türk Premium"-Paket im Angebot. Enthalten waren "LIG TV", "PowerTurk TV" und "TURKMAX".

"BIG Entertainment"-Paket war für TV-Junkies die richtige Wahl. Hier fanden sich über 30 weitere Sender, von denen einige genannt seien: "WineTV", "tv.gusto" (Kochsender), "SciFi" (Sciencefictionkanal), "Motors TV", "sportdigital.tv", "13th Street", "History Channel", "National Geographic Channel" sowie "SAT.1 Comedy".

Alice lieferte, einen schnellen DSL-Anschluss vorausgesetzt, auch Sender und Videos in HDTV. Die Ansprüche an die Datenrate war mit 12 MBit weit geringer, als bei der Telekom, die mindestens 16 MBit als Referenzwert vorgibt. Über Alice-IPTV waren unter anderem die HD-Sender "ARD HD", "ZDF HD", "VOX HD", RTL HD" und "arte HD" empfangbar. In der Onlinevideothek warten weitere Blockbuster im hochauflösenden HDTV.

Die Onlinevideothek war, wie schon angedeutet, mit rund 2000 Titeln eher spärlich bestückt. Dafür haben Abonnenten Monat für Monat kostenlosen Zugriff auf bis zu 150 Filme, Dokumentationen und Reportagen. Für Abwechslung ist durch regelmäßige Umstellung somit gesorgt. Die Preise für das restliche Demand-Angebot bewegten sich im Rahmen der der Mitbewerber.


Was hat Alice TV gekostet?

Lange Zeit betrug die monatliche Grundgebühr nur 5 €. 2011 wurde leider an der Preisschraube gedreht. Alice-TV gabt es dann ab 7.90 € monatlich. In dem Betrag (Basic TV) war übrigens die Miete für den IPTV-Receiver schon enthalten. Wer die Videorekorder- und Timeshift-Funktion wünschte, musste allerdings zum Tarif "Premium TV" für 11.90 € greifen. Dann gab es, statt des Media-Receivers, den Media-Rekorder mit 160 GB Festplatte. Erhältlich war die TV-Option auf Wunsch zu jedem Alice S, Alice L oder Alice M Paket. Eine sehr schöne Besonderheit gab es aber: Alternativ konnte Alice TV nämlich auch ohne Laufzeitbindung bestellt werden. Vor allem vor diesem Hintergrund (was einmalig am Markt war), ist die Einstellung des IPTV-Angebotes sehr schade …


Verfügbarkeit war eher bescheiden ...

Alice TV gab es seither nur in rund 150 deutschen Städten und Gemeinden. Für den Beginn war dies sicher ausreichend. Doch auch nach mehreren Jahren änderte sich an der Verfügbarkeit praktisch nichts. Zumindest waren keine anderslautenden Zahlen bekannt. Unter dem Strich war die relative Reichweite zum Schluss deutlich niedriger, als bei der Telekom oder Vodafone. Erstere erreichte Ende 2011 schon über 20 Millionen Haushalte und somit über 70 % der potenziellen Kunden. Vodafone kann theoretisch sogar jeder betreiben, da es sich hier um ein Hybridkonzept handelt, welches zur Not auch ohne schnellen DSL-Anschluss betreiben läßt. Mit "Entertain via Satellit" brachte die Telekom zudem ein Angebot auf den Markt, dass ebenfalls praktisch uneingeschränkt verfügbar ist.


Alice IPTV war unter anderem verfügbar in:
Berlin, München, Hamburg, Frankfurt am Main, Aachen, Lübeck, Rostock, Wismar, Greifswald, Schwerin, Hannover, Leipzig, Essen, Darmstadt, Dresden, Bremen, Mainz und Münster verfügbar.



Funktionsprinzip Alice-TV und Technik

So einfach installieren Sie Alice TV

Bildquelle: Alice/O2 Presse


Die Funktionsweise von Alice TV ist simpel. Wie bei DSL gewohnt, kommt zunächst der Splitter an den Telefonanschluss. Der Splitter wiederum wird mit dem DSL-Router verbunden, welchen Alice mitliefert. Der IPTV-Mediareceiver wiederum wird per LAN-Kabel mit dem Router verbunden. Das Fernsehgerät wird per Scart- oder HDMI-Kabel am MediaReceiver (oder MediaRekorder) angeschlossen. Fertig!

Neustart?

Dies ist reine Spekulation, denkbar wäre es jedoch in jedem Fall. Schließlich ist das Know-how im Ansatz da, die Netze weitestgehend auch. Und: Auch Arcor TV wurde nach der Übernahme von Vodafone zunächst eingestampft. Die Parallelen sind daher sehr eng. Wenn die Mittbewerber in den kommenden Jahren weiter viele Abonnenten für ihre IPTV-Tarife gewinnen können, ist es kaum vorstellbar, dass O2 da nicht mittelfristig etwas vom „Kuchen“ abhaben will.


Testbericht

Lesen Sie hier unseren ausführlichen Testbericht zum damals angebotenen IPTV-Paket von Alice. Wie war die Bildqualität? Gab es Kritikpunkte? Und wie schlugt sich das Angebot im Vergleich zu einer Satellitenlösung? » zum Alice-TV Testbericht




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