HDTV in Deutschland: Einstiegspläne von ARD & ZDF

Teil 1 - Szenarien von 2008 bis 2018


Die Forderungen werden lauter: Zuschauer und Industrieverbände verlangen vermehrt den schnellen Einstieg der Öffentlich-Rechtlichen in das hochauflösende Fernsehen. Nun steht fest, dass der Regelbetrieb im Februar 2010 via Satellit starten soll; langsam, aber sicher.

Seit Ende 2005 senden die ersten deutschsprachigen Fernsehsender ihre Programme in HDTV. Die HD-Kanäle von Premiere sowie Anixe HD sind via Satellit, in einigen Kabelnetzen und über IPTV zu empfangen. Auch ProSiebenSat.1 war ein HDTV-Pionier, hat aber die Ausstrahlung von ProSieben HD sowie Sat.1 HD zunächst wieder eingestellt. Viele sind der Meinung, dass für den Durchbruch von HDTV in Deutschland der Einstieg der öffentlich-rechtlichen Sender nötig ist. Diese hielten sich bislang zurück, denn es gebe noch zu wenige HD-ready-Displays in den Haushalten. Außerdem sehe man eine Sparverantwortung gegenüber den Gebührenzahlern.


ProSiebenSat:1 hatte die HDTV-Aktivitäten in Deutschland bis 2011 eingestellt.

Der Zeitplan (von früher)

Am 12. Februar 2010, dem Eröffnungstag der Olympischen Winterspiele in Vancouver, ging es mit dem Regelbetrieb via Satellit los. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeiteten ARD und ZDF zusammen. Wie aus dem 16. Bericht der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten (KEF) hervor ging, teilt sich die ARD mit dem ZDF deshalb die Infrastruktur und einen Satellitentransponder.

Im Anschluss an die Olympischen Spiele wurde der HDTV-Betrieb bei der ARD und dem ZDF fortgeführt. Die ARD konzentrierte sich bei ihren HD-Übertragungen auf das Kulturprogramm. Eins Festival und das Erste, wo zunächst vorwiegend Sport in HD zu sehen war. Ab Ende 2010 sollte dann ein weiterer Satellitentransponder in Betrieb genommen werden. Die gemeinschaftliche Ausstrahlung der ARD mit dem ZDF endete den Plänen nach dann. Das ZDF würde also für seine Programme einen eigenen Transponder erhalten. Für Ende 2011 waren weitere Kapazitäten für die HDTV-Programme der ARD vorgesehen.

Dreifache Programmverbreitung

Für die HDTV-Ausstrahlung ist zunächst ein sog. 3-facher Simulcast-Betrieb via Satellit notwendig. Das heißt, dass das inhaltlich identische Programm einmal analog, einmal digital in Standardauflösung ein weiteres Mal in HD gesendet wird. Doch auf diesem Programm wurde zumindest bei der ARD nicht ausschließlich HDTV gesendet. Vielmehr wird der Anteil von HD-Sendungen auf den Programmen kontinuierlich gesteigert.


Die ARD plante, 35 Prozent der Erst-Sendeminuten im Jahr 2012 in HDTV auszustrahlen. Zunächst sollte deshalb nur Sport und zur Prime Time hochauflösend gesendet werden. Die übrigen Sendungen wurden aus der Standardauflösung hochskaliert. Das ZDF wollte sein Programm dagegen von Anfang an vollständig in HD zeigen.

Der Knackpunkt sind die Kosten

Die jährlichen Kosten für die Transpondermiete sind mit 30 Millionen Euro (bei der ARD) für die geplanten Astra-Transponder sehr hoch. Zudem sind Investitionen in die Produktionstechnik nötig. Bislang gibt es kaum Möglichkeiten für Studio-Eigenproduktionen in HD. Das ARD-Hypnet, das der Verteilung der Fernsehsignale unter den Anstalten dient, muss auch noch HD-fähig ausgestaltet werden. Insgesamt will die ARD im Zeitraum von 2009-2012 140 Mio. Euro in HDTV investieren, das ZDF etwa die gleiche Summe.

Die Programmverbreitung ist bis 2012 nur per Satellit und evtl. via IPTV vorgesehen. Vor 2013 werden ARD und ZDF nicht hochauflösend in Kabelnetze eingespeist werden.

Qualitätsoffensive und Showcases

Bis es 2010 mit dem Regelbetrieb losgeht, müssen die Zuschauer von ARD und ZDF nicht auf hohe Bildqualität verzichten. Die sog. Qualitätsoffensive kommt zunächst den Satelliten-Kunden entgegen: ARD und ZDF übertragen ihre SD-Programme ab Mitte 2008 mit bis zu 7 Mbit/s. Damit werden sie der steigenden Zahl von Flachbildschirmen gerecht, auf denen Komprimierungsartefakte besonders negativ auffallen. Für diese gehobene Qualität wird eigens ein zusätzlicher Transponder bei Astra angemietet.

Wer schon vor 2010 in den Genuss von HDTV bei der ARD kommen will, sollte sich bis Ostern 2008 mit HD-Empfangstechnik ausrüsten. Denn am 21. März startet die ARD ein HDTV-Showcase auf Eins Festival.


Bis zum 24. März werden 75 Programmstunden via DVB-S2 gezeigt. Weitere Vorführungen folgen im Ersten und im ZDF u.a. auf der IFA 2008.

Als erster gebührenfinanzierter Sender startet das deutsch-französische Kulturprogramm Arte im Herbst 2008 mit der HDTV-Ausstrahlung im Regelbetrieb. „Arte HD“ ist in der französischen Version bereits empfangbar. HDTV wird bei Arte, der ARD und dem ZDF im Format 720p/50 gesendet. Die höhere Bildwiederholungsrate gegenüber 1080i/25 wirkt sich besonders bei schnellen Bildwechseln positiv aus. Doch langfristig wird mit 1080p/50 die volle HD-Auflösung angestrebt. Lesen Sie hier mehr zu Auflösungen und Technik bei HDTV.


22 öffentlich-rechtliche HDTV-Programme?

Erst nach Beendigung der analogen Ausstrahlung über Satellit kann HDTV auf weitere Programme bei ARD und ZDF ausgeweitet werden. Doch weil noch sehr viele Zuschauer analoge Programme empfangen, kann nicht vor 2011 mit dem Ende der Analog-Ausstrahlung gerechnet werden. Erst dann wäre HDTV für alle 22 öffentlich-rechtlichen TV-Programme möglich. Wenn aber z.B. alle 14 Programme der ARD eigens in HDTV ausgestrahlt würden, müsste die ARD weitere Transponder mieten. Deshalb zieht man bei der ARD in Betracht, ein HD-Gemeinschaftsprogramm für die Dritten Programme einzurichten. In diesem Fall würde der Satellitenempfänger auf dieses Programm wechseln, wenn ein Zuschauer z.B. den NDR schaut und die Sendung auch hochauflösend verfügbar wäre.

2015 könnten also alle 14 Fernsehprogramme der ARD, die vier Programme des ZDF sowie die Gemeinschaftssender Phoenix, KI.KA, 3sat und Arte hochauflösend senden. Und man denkt schon einen Schritt weiter: Das Ende der Ausstrahlung in Standardauflösung ist für 2018 geplant. Denn die ARD geht davon aus, dass die Phase des Simulcast von SDTV und HDTV 10 Jahre dauern wird. Spätestens dann wäre der endgültige Durchbruch geschafft.

Update und Weiterführendes:

» Übersicht - HDTV in Deutschland
» Extra: HDTV in Deutschland - Der Anfang ist gemacht
» Extra: HDTV - Die Zukunft wird immer schärfer




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