EPG - der elektronische Programmführer
Alles zu EPG-Arten, Anbieter, Kosten und Voraussetzungen
Seit der Umstellung vom analogen zum digitalen Fernsehen, ist die Programmauswahl stark angestiegen. Neben über hundert Free-TV Sendern, gibt es unzählige Pay-TV Sender (z.B. Sky) sowie Spartenkanäle. Hinzu kommen tausende Video-on-Demand-Inhalte, Mediatheken und Streamingdienste. Diese Programmvielfalt lässt sich ohne intelligente Übersicht und Navigationshilfen kaum noch überblicken.
Herkömmliche Fernsehzeitschriften können diese Flut an Inhalten nur bedingt erfassen und bieten wenig Raum für ausführliche Zusatzinfos. Deshalb gibt es so genannte EPG's. Unser großer Ratgeber erleichtert Ihnen den Einstieg und gibt Tipps zur Nutzung.
1. Was ist ein EPG?
EPG steht für "Electronic Program Guide", was ins Deutsche übersetzt so viel wie "elektronischer Programmführer" bedeutet. Der/das EPG repräsentiert praktisch die digitale Form der Fernsehzeitschrift.
Über eine grafische Benutzeroberfläche erhält der Zuschauer zu jedem Sender eine Übersicht aller Fernseh- oder Radiosendungen, gepaart mit Detailinformationen direkt auf dem Bildschirm. Dabei handelt es sich mindestens um den Titel und eine Angabe, von wann bis wann die Sendung läuft. Zusätzlich findet man in der Regel noch eine Kurzbeschreibung der Handlung, einigen Schauspielern und vielem mehr. Teilweise auch mit Bildern oder Videoclips. Aufrufen kann man die digitale Programmzeitschrift üblicherweise einfach über eine Taste auf der Fernbedienung oder im Menü der TV-Plattform. Siehe dazu auch Punkt 4 und 6.
Beispiel ZDF EPG | Quelle: Screenshot
2. Funktionen: Was kann ich damit machen?
Moderne EPG´s bieten heute eine Vielzahl von Features, die den Fernsehalltag deutlich bereichern und erleichtern können. Hier die gängigen Möglichkeiten im Überblick:-
a) Programmübersicht und Zeitpläne
Die grundlegendste Funktion zeigt das laufende Programm aller verfügbaren Sender, inklusive der kommenden Sendungen für die nächsten Tage. In der Regel werden 14 Tage im Voraus abgedeckt. Über die Fernbedienung kann der Nutzer bequem zwischen Tagen und Uhrzeiten navigieren.
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b) Detailinformationen zu Sendungen
Sofern man sich für eine bestimmte Sendung interessiert und anklickt, folgen Detailbeschreibungen, deren Art und Umfang von Anbieter zu Anbieter variieren (Punkt 4). Normaler Weise finden sich Zusammenfassungen zur Handlung oder interessanten Hintergründen, Infos zu Schauspielern, dem Genre, Altersfreigaben, Laufzeit oder ein Episodenguide bei Serien.
Beispiel Zusatzinfos | Quelle: Screenshot
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c) Such- und Filtermöglichkeiten
Wie schon erwähnt, kann die Flut an linearem und non-linearen TV-Inhalten heute überbordend sein. Intelligente Suchhilfen und Filtereinstellungen – oft auch per Sprachsteuerung – helfen rasch, den gewünschten Inhalt zu finden. Dabei lässt sich etwa nach Filmen, Darstellern oder konkreten Stichwörtern (z.B. Camping) suchen.
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d) Aufnahmefunktionen und Timer-Einstellungen
In den EPGs findet sich auch direkt die Möglichkeit zur Aufnahme der gewählten Sendung. Handelt es sich um wiederkehrende Formate, wie Serien oder Talkshows, lassen sich auch Serienaufnahmen planen. Vorausgesetzt, Anbieter bzw. Plattform bieten Aufzeichnungen an.
Beispiel Aufnahme steuern | Quelle: Screenshot
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e) Personalisierung und Favoritenlisten
EPG´s lassen sich meistens auch personalisieren, also an die eigenen Bedürfnisse in bestimmten Punkten anpassen. Zum Beispiel Definition von Favoritensender, Speicherung von Präferenzen oder Nutzerprofile für alle Bewohner im Haushalt.
- f) interaktive Funktionen
Moderne Oberflächen bieten sogar interaktive Elemente, wie zusätzliche Film-Trailer, Video-Previews oder die Möglichkeit für Live-Interaktionen bei Abstimmungen oder Umfragen während der Sendung.
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g) Mehrsprachigkeit, Untertitel und Bedienhilfen
Auch in punkto Barrierefreiheit hat sich in den letzten Jahren viel getan. Sofern die Sendungen mehrere Sprachen oder Untertitel bereitstellt, können diese bequem zu- oder abgeschaltet werden. Bei einigen lässt sich auch die Schriftgröße für bessere Lesbarkeit adjustieren oder das Farbschemata anpassen. Sprachsteuerung gehört ohnehin fast zum Standard.
3. Vorteile elektronischer Programmführer
Der wichtigste Vorteil des EPG gegenüber gedruckten TV-Zeitschriften liegt ganz klar auf der Hand. Elektronische Programmführer fungieren praktisch wie ein „Google“ für TV-Inhalte der nächsten Tage. Es ermöglicht (komplexe) Suchabfragen mit praktischen Sortierfunktionen. So kann man z.B. Filme eines Genres herausfiltern oder schauen, wann der Lieblingsschauspieler das nächste Mal zu sehen ist. Das spart Zeit und erhöht die Chance, das Richtige zu finden.
Im Gegensatz zu gedruckten Programmzeitschriften, werden EPGs sogar ständig aktualisiert. Sie sind also immer auf dem neusten Stand! Nicht selten ändern Sender bekanntlich kurzfristig ihr Programm und man wundert sich, warum nun doch etwas anderes läuft.
Ewiges hin- und her blättern in der TV-Zeitschrift gehört ebenfalls der Vergangenheit an, auch wenn das Schmökern in den Papierzeitschriften durchaus etwas für sich haben kann ...
Vorteile von elektronischen Programmzeitschriften kurz im Überblick:
- einfacher Zugang zu allen Programm- und Zusatzinformationen
- schnelleres Auffinden durch Suchfunktion und ggf. Sprachsteuerung
- simpler Zugang zu Funktionen wie Aufnahme, Restart, Mediatheken oder Replay
- Personalisierung möglich
- interaktive Funktionen und z.B. Videoclips/Bilder möglich
- mobile Nutzung auch auf Smartphones & Tablets
- verbesserte Barrierefreiheit
- aktuelle Programmdaten
- Kostenersparnis, wenn Verzicht auf Papierzeitschrift
4. Anbieter & Typen von elektronischen Programmführern
Tatsächlich gibt es heute eine Vielzahl verschiedener Typen und Anbieter. Zunächst kann man grob in 6 folgende Typen differenzieren, je nach Plattform, Technologie und Verbreitungsweg:
Dann gibt es noch softwareseitige EPGs über mobile Apps oder Webbrowser. Zudem natürlich in Geräte fest integrierte. Außerdem zählt indirekt auch HbbTV mit dazu. Zu guter Letzt wären noch Speziallösungen erwähnenswert.
- Sat, Kabel, DVB-T: Die klassischen drei Empfangswege verbreiten jeweils EPGs. Einerseits werden diese über das Satelliten-TV-Signal bereitgestellt und sind in DVB-S-Receivern integriert. Auch die Kabelanbieter verbreiten entsprechende Inhalte für ihre TV-Kunden (DVB-C), selbiges gilt für Antennen-TV.
- geräteseitige Implementierung: Üblicherweise werden Programmführer von den Herstellern in die Empfangsgeräte integriert – egal ob TV-Gerät, Stick bzw. Receiver. Leider bieten fast alle Hersteller hauseigene Lösungen. Sei es Panasonic, Samsung, Google (Stick) oder LG, was die Übersichtlichkeit nicht gerade fördert ...
- Software EPG: Vor allem IPTV- und Streaming-TV-Dienste (dazu später mehr), bieten oft den Zugriff auf alle Funktionen auch über mobile Apps. Damit können Nutzer bundesweit (mitunter sogar in der EU) mobil fernsehen und haben Zugriff auf den hauseigenen EPG. In der Regel sind die Angebote dann auch über den Webbrowser oder spezielle Plugins erreichbar, samt Programminformationen. Sogar TV-Websites, wie TV Spielfilm oder Hörzu bieten EPGs im Webbrowser.
Beispiel mobile EPG am Handy via Zattoo
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HbbTV (Hybrid BHbbTV (Hybrid Broadcast Broadband TV): Besser bekannt als „rote Taste“ Funktion. Hierbei handelt es sich um eine Art Videotextnachfolger, der interaktive Inhalte auch über Kabel, SAT oder DVB-T breitstellt. HbbTV kombiniert also klassisches Fernsehen mit interaktiven Internetinhalten und erweiterten EPG-Funktionen.
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Speziallösungen: Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es auch Nischenlösungen für Hotels oder öffentliche Einrichtungen (Krankenhäuser) gibt.
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Streaming & IPTV: Wahrscheinlich waren die beiden Empfangswege Vorreiter in Sachen modernes EPG mit interaktiven Elementen. Beim Streaming muss man differenzieren in Live-TV-Streaming-Dienste (z.B. Zattoo) mit eigenem EPG und den Streaming-Plattformen á la RTL+ oder Paramount. Deren Benutzeroberflächen, mit allen Serien, Filmen, Dokus etc., fungieren als eine Art Programmguide für die gebotenen Inhalte. Sie ähneln denen für Live-TV in der Funktionsweise und geben ebenfalls Zusatzinfos, Empfehlungen oder erleichtern die Suche.
Zu guter Letzt wären da noch die IPTV-Anbieter. Aktuell bieten in Deutschland Vodafone, Deutsche Telekom, O2 sowie 1&1 entsprechende Tarife. Hinzu kommen noch einige Regionalanbieter, wie Netcologne oder M-Net. Mehr dazu folgend.
4.1 EPG-Lösungen über IPTV:
Deutsche Telekom: Der EPG von Magenta-TV (2.0) zeigt unter anderem das komplette Fernsehprogramm bis zu 14 Wochen im Voraus und Detailinformationen zu einzelnen Sendungen. Unserer Ansicht nach, aktuell der am besten strukturierte Programmführer mit allen wichtigen Funktionen, wie Restart, Mediathekenzugriff und vielem mehr. » alles zu Magenta-TV erfahren
Vodafone: Der Programmführer beim IPTV-Paket von Vodafone (GigaTV Net) bietet auch zahlreiche Funktionen, um Ihnen die Übersicht zum laufenden und kommenden Programm zu erleichtern. Grundlage bildet hier androidtv in der zugehörigen Home Box (Sound) » mehr zu Vodafone GigaNet TV
O2 Telefónica: Erst im 3. Quartal 2024 hat O2 sein IPTV-Angebot komplett neu aufgestellt und setzt jetzt endlich auf ein eigenes Produkt - zuvor hatte man nur mit waipu.TV zusammen gearbeitet. Das EPG bei O2 zeigt sich ebenfalls gut strukturiert mit dem Fernsehprogramm der nächsten 7 Tage. Auch die Filterung nach Inhalten für Kinder, Sport, Filmen u.v.m. ist möglich. » alles über O2-TV erfahren
Beispiel O2 EPG | Quelle: Screenshot
1und1: Auch 1&1 hat ein IPTV-Paket im Angebot. Das selbstentwickelte Produkt bietet natürlich ebenfalls einen Programmführer. Informationen sämtlicher TV-Sendungen der kommenden 14 Tage im Voraus sowie eine Woche zurück lassen sich einsehen. Alle Sendungen bleiben in diesem Zeitraum für Sie abrufbar. Restart und Replay gibt es natürlich ebenfalls. » mehr über 1&1 TV
5. Was kosten EPGs?
Erfreulicher Weise nichts! Zumindest nicht direkt, denn Voraussetzung ist ja, wie im vorherigen Abschnitt dargelegt, irgendein TV-Empfangsweg oder sonstiger Anbieter (IPTV, Streaming etc.). Allesamt enthalten einen eigenen Programmführer.6. Voraussetzungen: Was brauche ich?
Je nachdem, für welchen Anbieter bzw. Weg (Punkt 4) Sie sich entscheiden, können die Voraussetzungen variieren. Am einfachsten verhält es sich bei SAT, Kabel oder DVB-T, da in den genutzten Empfangsgeräten schon alle nötigen Bedingungen geschaffen sind. Ein Internetanschluss ist nicht zwingend, da die EPG-Programmdaten mittels des TV-Datenstreams mitübertragen werden. Nur wer zusätzlich HbbTV nutzen möchte, braucht in jedem Fall Internet!
Bei EPGs über Softwarelösungen, mobilen Apps, Streaming und IPTV braucht man auf jeden Fall einen schnellen Internetzugang. Eine feste Untergrenze gibt es eigentlich nicht, aber 6 MBit/s sollten es schon wenigstens sein, um Wartezeiten zu vermeiden. Sonst gilt: je schnelle desto besser, vor allem bei Videoinhalten. Ob der Zugang über LTE/5G, WLAN oder LAN bereitgestellt wird, spielt keine Rolle, solange der Zugang stabil ist.
➥ Anbieter für Streaming TV
➥ Anbieter für Streaming on Demand (Netflix etc.)
➥ IPTV-Anbieter im Vergleich
➥ Kabel-TV Anbieter
➥ mehr über DVB-T erfahren
➥ Ratgeber SAT-TV
7. Der EPG der Zukunft
Wie könnte das EPG 2.0 aussehen? Elektronische Programmführer werden sich wahrscheinlich weiter in Richtung personalisierter, integrierter und intelligenter Lösungen entwickeln. Der Fokus liegt darauf, dem Nutzer ein nahtloses und individuelles Fernseherlebnis zu bieten, das sich über verschiedene Plattformen und Geräte erstreckt. Technologien wie KI, Sprachsteuerung und Cloud-Dienste spielen dabei eine entscheidende Rolle. Gleichzeitig gewinnen Datenschutz und Sicherheit an Bedeutung, um das Vertrauen der Nutzer zu gewährleisten.
Die Plattformen bieten übrigens nicht nur für Zuschauer, sondern auch für die Anbieter ganz neue Möglichkeiten. Sie könnten auch als Transaktions-, Werbe- sowie Kommunikationsplattform immer mehr an Bedeutung gewinnen. Die HbbTV-Technik ist bereits seit Jahren dabei, sich als universelle Plattform für interaktive TV-Services zu etablieren. Nahezu alle Receiver und TV-Geräte unterstützen schon HbbTV geräteseitig.
Vielleicht wird aber auch DVB-I bald eine allumfassende Plattform schaffen, die ebenfalls IPTV- und Streamingdienste mit einbezieht. Es bleibt in jedem Fall spannend!
FAQ: Woher kommen die Daten?
Die Daten, mit denen die elektronischen Programmzeitschriften gefüttert werden, stammen aus unterschiedlichen Quellen. Einmal von den einzelnen Rundfunkanstalten selbst. Dafür kommen standardisierte Datenformate und Protokolle wie Event Information Table (EIT) im DVB-Standard zum Einsatz. Es gibt aber auch Firmen, wie z.B. die Media Press.tv AG oder Gracenote, die Fernsehprogrammdaten bereitstellen.