DVB-I

Was der neue Standard kann und wofür er steht


DVB-I

Die Fernsehlandschaft befindet sich in stetigem Wandel. Während in den 1980er Jahren noch analoges Kabelfernsehen vorherrschend war, kam es im Laufe der 1990er Jahre zu einer Etablierung des Satellitenfernsehens. Dieser Erfolg hing dabei maßgeblich von der Schnittstelle DVB, die in weiterentwickelter Form auch heute noch zum Einsatz kommt. Im folgenden Artikel wollen wir über den Standard aufklären und darüber hinaus das neue DVB-I (mit "I" für Internet) vorstellen.

Kurz erklärt – das Kürzel „DVB“

Maßgeblich für den Erfolg des Satellitenfernsehens trug der DVB-Standard bei. Dabei handelt es sich um ein Akronym für „Digital Video Broadcasting“ und bedeutet ins Deutsche übersetzt so viel wie „Digitaler Videorundfunk“. Dabei handelt es sich um ein Verfahren, das zur einfachen Übertragung digitaler Inhalte erdacht wurde. Mittels dieses Standards, konnten im Vergleich zum analogen Fernsehen, deutlich mehr Inhalte in höherer Qualität bereitgestellt werden.

Dafür kommen umfangreiche Datenkompressionstechniken zum Einsatz, wie beispielsweise MPEG-2 für HDTV. Sender können so einfacher und kostengünstiger Pay-per-View als auch Video-on-Demand Inhalte etablieren. Es muss allerdings darauf geachtet werden, dass die Kompression nicht zu hoch gewählt werden darf, denn dann leidet die Qualität.

Zur Einführung des DVB-Standards gab es allerdings noch ein anderes Problem: Ältere Fernseher und Monitore konnten mit dem digitalen Signal nicht umgehen und so mussten Kunden einen extra Digitalreceiver kaufen, welcher das Signal dekodiert und übersetzt - allerdings auf Kosten der Qualität. Erst mit dem massenhaften Auftreten von modernen Set-Top-Boxen und Fernsehern mit einem HDMI-Anschluss, konnte dieses Problem behoben werden. Modernere Fernseher haben für Empfang von DVB-S, DVB-C und DVB-T2 bereits entsprechende Receiver implementiert. Ebenso gibt es auch DVB-T Sticks, mit denen ein Laptop ebenfalls digitale Inhalte empfangen kann.

Falls Sie jetzt den Überblick verloren habt, wofür DVB-S, DVB-C und DVB-T stehen, gibt es jetzt eine kurze Auflistung:

  • DVB-S: Steht für digitales Satellitenfernsehen, knapp fünfzig Prozent der Haushalte in Deutschland nutzen DVB-S für den TV-Empfang
  • DVB-C: Ist als digitales Kabelfernsehen bekannt, der Empfang ist in Deutschland kostenpflichtig, allerdings besitzen viele moderne Fernseher einen passenden Tuner
  • DVB-T2: Digitales Antennenfernsehen, bietet deutlich mehr Kanäle als der alte analoge Standard

Diese Standards sind aktuell vertreten

Obwohl DVB-S und DVB-C bereits seit vielen Jahren auf dem Markt sind, haben sich im Laufe der Zeit auch noch weitere etabliert. Aus diesem Grund gibt es nicht "den einen Standard", sondern es wird stets die Lösung gewählt, die am besten zum Problem passt.

In folgender Tabelle haben wir die wichtigsten technischen Eigenschaften übersichtlich zusammengefasst:

DVB-S Direktempfang über Satellit DVB-S2
(höhere Datenrate und besseres Bild)
DVB-C Datenempfang per Kabel DVB-C2 (gesteigerte Datenrate
auf bis zu 8 Gbit/s)
DVB-T terrestrische Datenübertragung DVB-T2 (Steigerung der Benutzerfreundlichkeit)
DVB-H synchrone Übertragung für Handys und Tablets bisher kein Nachfolger
DVB-IP Übertragung über IP-Netzwerke bisher kein Nachfolger
DVB-RC Datenübertragung per Breitband-Internet bisher kein Nachfolger
DVB-SI Übertragung von Service Informationen bisher kein Nachfolger
DVB-SH Sat-Direktempfang auf Handys und Tablets bisher kein Nachfolger


DVB-I – das kann der neue Broadcast-Standard

Nach der grauen Theorie kommen wir jetzt zum aktuellen DVB-I Standard. Im vorherigen Abschnitt haben wir uns mit den unterschiedlichen DVB-Arten beschäftigt und aufgezeigt, dass es je nach Gerät einen eigenen Standard gibt. DVB-I ist hingegen ein Versuch, die verschiedenen Arten zusammenzuführen.

Somit ist es völlig egal, ob die Inhalte per Handy gestreamt oder auf dem Fernseher angeschaut werden – im Hintergrund arbeitet nur ein Standard. Dadurch wird natürlich der Wartungsaufwand deutlich minimiert, da nur noch ein System gepflegt werden muss.

Das ist allerdings noch nicht alles, denn ein Gerät kann auch die Daten, die von DVB-I übertragen werden, auf den eigenen Bildschirm anpassen. Wer bislang von den unterschiedlichen Oberflächen und Apps genervt war, wird mit DVB-I ebenfalls glücklich.

Egal ob Video-on-Demand oder lineares Fernsehen, mit DVB-I werden alle Dienste in einem Standard vereint und sorgt mit einer konsistenten Oberfläche für ein gutes Nutzererlebnis.

Für Dienstleister dürfte zudem interessant sein, dass sich DVB-I auch einfach an bestimmte Anforderungen anpassen lässt.

Die Vorteile des neuen Standards liegen auf der Hand:

  • Eine einfache und einheitliche Benutzeroberfläche
  • Der Wartungsaufwand wird minimiert
  • Vereinigung von VoD-Diensten und linearem Fernsehen

Nachteilig ist allerdings, dass die Endgeräte einen Internet-Zugang besitzen müssen. Alte Fernseher gehen dadurch unter Umständen leer aus, falls diese nicht mit einer Set-Top-Box aufgerüstet worden sind.




DVB-I Pilotprojekt in Deutschland gestartet

Das hört sich selbstverständlich alles sehr gut an, aber praktische Erfahrungen gibt es aktuell noch nicht. Einen Prototyp hat die „DVB-I Pilot Deutschland“ Initiative entwickelt, welche im Zuge der Münchener Medientage 2022 ausgestellt wurde. Aktuell wird das Projekt von achtzehn Unternehmen und Organisationen unterstützt. Hierzu zählen beispielsweise ARD, RTL Deutschland und das Fraunhofer-Institut.

Der Start für DVB-I ist für das Frühjahr 2023 geplant. Insgesamt schafft DVB-I eine Brücke zum reinen Internet-basierten Medienempfang. Es werden allerdings hohe Anforderungen, an das Projekt gestellt:

  • Erstellung hybrider Service-Listen
  • Das Finden von Lösungen bezüglich des DRM-Schutzes
  • Schaffung einer regionalspezifische Kanalsortierung (d.h. je nach Region ist die Sortierung anders und der Nutzer erhält zuerst spezifische Inhalte)
  • Entwicklung von Next Generation Audio

Man darf also gespannt sein, wie sich das Projekt entwickelt.



Fazit

Die verschiedenen DVB-Standards gibt es seit vielen Jahren und wurden in dieser Zeit stets weiterentwickelt. DVB-I ist dabei ein längst überfälliger Schritt, die unterschiedlichen Varianten zu vereinen.

Die konsistente Benutzeroberfläche hilft zudem bei der Bedienung und auch der Wartungsaufwand wird so deutlich vereinfacht. Interessant ist auch die Tatsache, dass so der Empfang von Videostreams über das Internet mit den konventionellen Methoden (Satellit, Kabel oder Antenne) kombiniert werden kann, um so den Empfang zu verbessern.

Kurz gesagt, kombiniert DVB-I die Flexibilität des Internets mit den Stärken des Rundfunkangebots. Allerdings gibt es auch noch einige Probleme wie der DRM-Schutz und wie dieser praktikabel in den Dienst integriert werden kann.




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