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28. 04. 2014

Für Zattoo wird die Luft dünner. Jahrelang war der Web-TV-Anbieter in Deutschland das einzige Unternehmen, das TV über das Internet für Zuhause und Unterwegs anbot. Mit Magine und Couchfunk machen sich nun jedoch zwei namhafte Unternehmen daran, den Status Quo umzustürzen. Zattoo sitzt in der Klemme.

Ein neues Zeitalter

Bis vor Kurzem war Zattoo in Deutschland noch der Inbegriff für Internet-Fernsehen ohne Provider-Bindung. Nach Jahren der Einsamkeit am hiesigen Markt, bekommt der OTT-TV-Dienst aktuell aber heftigen Gegenwind zu spüren: Gleich zwei Konkurrenten machen sich daran, dem in der Schweiz entwickelten Dienst Marktanteile abzujagen. Magine und Couchfunk sind zwei auf ihre Weise durchaus gut aufgestellte Unternehmen, die den Status Quo um Zattoo kippen wollen.

Zattoo: Pionierarbeit bis an die Preisgrenze

Um in Deutschland lineares Fernsehen über OTT zu etablieren, das im Gegensatz zu IPTV providerunabhägig ist, hat Zattoo in den letzten Jahren große Hürden genommen. Nachdem sich die großen privaten Sendergruppen jahrelang verweigert hatten, konnte Zattoo Mitte 2013 auch die Sender von RTL in sein Premium-Paket aufnehmen. Mit den Programmen von ProSiebenSat.1 konnte Anfang April 2014 das private Senderangebot quasi vervollständigt werden. Zattoo musste zu Gunsten dieser Komplettierung jedoch auch ordentlich an der Preisschraube drehen und verdoppelte die Abo-Gebühren für seinen Premium-Dienst, in dem die privaten Sender und die HD-Programme der Öffentlich-Rechtlichen enthalten sind. Im kostenlosen Basis-Paket von Zattoo können die privaten Programme jedoch nicht empfangen werden.

Magine: Schnippchen schlagen, Schnäppchen wagen

Während Zattoo also seit Anfang April erstmals behaupten kann, das deutschte Free-TV mit seinem Dienst abzubilden – und zwar für doppelt soviel Geld wie bisher – ist seit Ende April mit Magine der zweite OTT-TV-Dienst für Deutschland verfügbar. Nach einer mehr als halbjährigen Beta-Phase, startet der Dienst am 24. April offiziell in Deutschland und drängte Zattoo damit direkt in die Enge: Der komplette Dienst ist zum Start kostenlos nutzbar, wobei neben den öffentlich-rechtlichen auch die privaten Sender enthalten sind. Das kommt einem Schlag ins Gesicht für Zattoo gleich, das für die Privaten erst zwei Wochen zuvor die Preise erhöht wurden. Zwar ist bereits absehbar, dass Magine Sender wie ProSieben und RTL nicht dauerhaft kostenfrei anbieten wird – doch das Unternehmen kündigte bereits an, das Preismodell werde sich im „konkurrenzfähigen Bereich“ bewegen und dank kurzer Kündigungsfristen und Abo-Laufzeiten „höchste Flexibilität“ liefern. Aber auch in anderen Punkten weiß Magine zu überzeugen.

Weiter gedacht

Im Gegensatz zu Zattoo verfolgt das aus Schweden stammende Magine den Ansatz, sein Produkt nicht auf das lineare Programm zu beschränken, sondern es auch für zeitversetztes Fernsehen einsetzbar zu machen. Zwar sind im deutschen Ableger bisher nur wenige Programme an Bord, bei denen das laufende Programm zurückgespult oder bereits ausgestrahlte Sendungen nachträglich abgerufen werden können. Grund dafür ist die rechtliche Situation – doch hier könnte Magine in Zukunft selbst Pionierarbeit für OTT-TV in Deutschland leisten, ähnlich wie es Zattoo mit der Sensibilisierung der TV-Veranstalter für OTT als Verbreitungsweg getan hat. Die Vermarktung des neuen Angebots in Kooperation mit Bild.de als „Bild Fernsehen“, lässt den Start von Magine zudem öffentlichkeitswirksam über die Bühne gehen – was Anfang 2013 schon dem VoD-Dienst Watchever für einen fulminanten Einstieg in Deutschland verholfen hat.

Couchfunk: Die Konkurrenz aus Deutschland

Als weiterer Konkurrent für Zattoo bringt sich derzeit Couchfunk in Stellung. Das Start-Up-Unternehmen aus Sachsen, das mit seiner Social-TV-App bereits seit 2011 auf dem Markt ist, testet derzeit eine eigene Live-TV-Funktion, mit der die bereits über eine Million Mal heruntergeladene App erweitert werden soll. Damit wäre das Unternehmen der erste Anbieter von OTT-TV, der seinen Ursprung in Deutschland hat. Die Verbindung von Social-TV und Live-Fernsehen in einer App könnte zu einer schlagfertigen Kombination werden, die nicht nur die bestehende Nutzerschaft in seinen Bann zieht. Während Zattoo und Magine bereits frei verfügbar sind, befindet sich Couchfunk mit seiner Live-TV-Funktion aktuell noch in der geschlossenen Testphase, für die sich Nutzer in der App oder auf der Website von Couchfunk kostenlos registrieren können.

Zattoo in der Klemme

Für Zattoo selbst scheint die Zeit der komfortablen Vorreiter-Rolle in Anbetracht der neuen Konkurrenten abgelaufen zu sein. Ob nun das bereits gestartete Magine, das beim öffentlichkeitswirksamen Start über den Preisunterschied auftrumpft oder aber Couchfunk, das auf vielfachen Wunsch seiner bereits bestehenden Community einen TV-Dienst baut, der auch zahlreiche neue Nutzer mit sich bringen wird – das Leben wird härter für Zattoo am deutschen Markt. Zattoo hat derzeit zwar das größte Senderangebot – doch wenn alle Anbieter den gleichen Grundstock an Free-TV-Sendern um ARD, ZDF, RTL und ProSieben anbieten, wird der Wettbewerb untereinander wohl kaum mehr über die Senderausstattung oder -anzahl entschieden werden. Neben dem Preis der angebotenen Pakete und den unterstützten Endgeräten, werden Zusatzfunktionen, wie eben beispielsweise Time-Shifting oder Social-TV, beim potentiellen Kunden entscheidend für die Wahl des Anbieters sein. Mit der jüngsten Preisverdopplung hat sich der Dienst nach aktueller Faktenlage also ins eigene Fleisch geschnitten. Um langfristig mit der neuen Konkurrenz in Deutschland Schritt halten zu können, gibt es somit nur einen Weg: Zattoo muss sich dringend neu erfinden.

 

Quelle: Magine, Zattoo, Couchfunk

 

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