« News Übersicht
22. 05. 2014

Analyse: VoD vor dem Massenmarkt?

von:

Redaktion IPTV-Anbieter.info

Ist Video-on-Demand in Deutschland bereit für den Massenmarkt? Dieser Frage gingen zahlreiche Diskussionen im Rahmen der ANGA COM 2014 nach. Eines schein sich dabei klar abzuzeichnen: Die Branche nimmt Fahrt auf.

 

VoD Panel

 

Das Thema schlechthin

Auch ohne die Ankündigung des Netflix-Starts in Deutschland, wäre Video-on-Demand eines der dominierenden Themen der ANGA COM 2014 gewesen. Seit Anfang 2013 hat sich in Deutschland die Lage stark verändert. Da hätten wir den Start von Watchever, das mit einem scheinbar unerschöpflichen Werbe-Etat ausgestattet ist und sich so in das Bewusstsein der Allgemeinheit drängt. Dann gab kleinere und größere Veränderungen bei Maxdome und Lovefilm/Amazon und den Start der frei verfügbaren Sky-Plattform Snap. Abruf-Flatrates bieten eine neue Art von Flexibilität im Film- und Serienkonsum. Nicht zuletzt hohe Bandbreiten und die Verfügbarkeit von vielfältigen Endgeräten haben zu dieser Entwicklung beigetragen. Doch ist das Produkt VoD bereit für einen Massenmarkt? Und wird es dabei das Fernsehen bedrohen? Die Aussagen von zahlreichen Experten zur ANGA COM ließen in den vergangenen Tagen tief blicken.

Abo vs. Einzelabrufe

Dr. Holger Enßlin (links) & Herr Goldhammer (rechts)Generell scheint einer der wichtigsten Faktoren ein faires Preisgefüge für ein attraktives Angebot zu sein. Kostenpflichtige Einzelabrufe konnten sich bisher kaum im Massenmarkt etablieren, wie auch Dr. Holger Enßlin von Sky Deutschland konstatierte: „TVoD scheint nicht das zu sein, was die Kunden wollen“, sagte er und verwies dagegen auf die steigende Bedeutung von Abo-Modellen. So scheint SVoD ein durchaus großes Potential in der Zukunft zu haben. Eine der grundlegendsten Fragen sei jedoch, ob Abruf-Angebote tatsächlich ein Stand-Alone-Produkt sein können – oder eher wie im Fall von Amazon gemeinsam mit anderen Produkten vermarktet werden sollte. Im Fall von Sky Deutschland sei das Thema SVoD mit SkyGo als Premium-Portal und Snap als zusätzliche Erweiterung nur als Ergänzung für das Kerngeschäft mit linearem Pay-TV interessant. Ob sich dieses Geschäftsmodell ändert, wird in Zukunft die Nutzung und Nachfrage der Kunden zeigen.

Erbitterter Wettkampf droht

Podium TV-Plattformen GeschaeftsmodelleDie Frage nach dem Geschäftsmodell beschäftigte auch Zattoo-CEO Dr. Nikolas Brambring. Der Preis für VoD-Abos bewege sich derzeit bei minimalen Margen, um beim erwarteten VoD-Boom möglichst viele Marktanteile abgreifen zu können. Wolfgang Elsäßer vom Satellitenbetreiber Astra bezeichnete VoD mit einen Abo-Preis von 7,99 Euro – und unter Anbetracht aller für so ein Angebot anfallenden Kosten – sogar als ein unattraktives Geschäftsmodell. Der Wettbewerb in Deutschland wird sich mit dem Start von Netflix drastisch verschärfen, sind sich praktisch alle Experten und Marktteilnehmer sicher. Marc Schröder, Geschäftsführer von RTL interactive, wagte auf dem Kongress der ANGA COM sogar als einziger Sprecher eine Prognose über die Folgen der erwarteten Wettbewerbs-Schlacht. Der Markt in Deutschland vertrage keine vier bis fünf VoD-Player mit Niedrig-Preisen, so seine Einschätzung. Die Folge sei eine Bereinigung, der einzelne Anbieter zum Opfer fallen werden. Letztendlich werden dadurch die Preise für VoD-Abos hierzulande wieder steigen.

Kalter Kaffee

Sky-Mann Enßlin brachte zur Messe einen weiteren wichtigen Aspekt auf die Tagesordnung: „Wenn wir über VoD reden, dann sprechen wir derzeit über Inhalte, die oftmals schon irgendwo im Free-TV liefen“, so Enßlin. Premium-Angebote seien deutlich teurer, sagte er mit Verweis auf SkyGo. Damit sprach er ein generelles Missverständnis im Zusammenhang mit VoD an, denn brandaktuelle Inhalte haben die einzelnen Plattformen so gut wie nie im Gepäck. Fakt ist: Selbst das hierzulande nur zu gern mit Vorschusslorbeeren überschüttete Netflix besteht zum Großteil aus Inhalten, die bereits andernorts zu sehen waren.

Aus der Masse herausstechen

Bei diesem Thema setzt aber auch die Frage nach den Erfolgsfaktoren an, denn neben einem fairen Preis sind es bei gleichen Inhalten auf nahezu allen Plattformen die exklusiven Inhalte, die den Unterschied machen. Hierzulande haben Anbieter wie Watchever schon exklusive Serienformate lizenziert und für die Zukunft sogar Eigenproduktionen angekündigt. Netflix zeigte in den letzten beiden Jahren bereits mit eigenproduzierten Inhalten wie „House of Cards“, „Lilyhammer“ oder „Orange Is The New Black“, dass Exklusivität durchaus für Kundenzuwachs sorgen kann. In 2014 sollen bei der US-Version VoD-Dienst insgesamt zehn eigene Formate mit neuen oder ersten Staffeln starten.

Vorrangig junge Nutzer

VoD habe in Deutschland jedoch noch längst nicht den Stellenwert, wie es in Großbritannien oder den USA der Fall ist, gab Andreas Heyden, Geschäftsführer von ProSiebenSat.1 Digital zu bedenken. Eine Veränderung der Nutzung wird in den jüngeren Zielgruppen generell schneller geschehen, als es in den älteren Semestern der Fall ist. Infolge dessen, werden auch Kinder-Inhalte für Abruf-Portale immer wichtiger – nicht zuletzt auch, um sich bereits heute die Kunden für das Geschäft von morgen heranzuziehen. Auch bei Sky verändere VoD die Kundengruppe, wie Enßlin erklärte. Neukunden seien seit dem Ausbau des VoD-Angebots SkyGo mittlerweile deutlich jünger als der durchschnittliche Bestandkunde. Ein generelles Problem von VoD sei laut ProSiebenSat.1-Mann Heyden unterdessen jedoch noch immer, dass längst nicht alle Inhalte für VoD-Angebote von den Lizenzgebern verfügbar gemacht werden. Hier nannte er Filmklassiker wie „Casablanca“, für die einfach keine Online-Rechte zu bekommen seien. Wenn Nutzer aber genau diese Inhalte suchen und nicht finden, dann sei der Weg zu illegalen Angeboten wiederum leider sehr kurz.

Kein TV-Gegner

Entgegen oberflächlichen Betrachtungen, wird VoD von den Verantwortlichen in den deutschen Medienunternehmen nicht als Gegner von klassischem Fernsehen angesehen. „Die Verwertungsketten werden nicht umgekrempelt, sondern erweitert“, fasste RTL-Mann Schröder, die neuen Möglichkeiten zusammen. Im Idealfall könne VoD die Zuschauer sogar wieder zurück zum linearen TV holen – also „den Zuschauer abholen“, wie es in Fachkreisen so schön heißt. Michael Loeb vom WDR gab als Beispiel eine Serie seiner Rundfunkanstalt an, die durch das platzieren in anderen VoD-Portalen wiederum neue Zuschauer zu seinem Sender lockte, als dort neue Folgen des Formats liefen. Video-on-Demand kann das klassische Fernsehen also in der Tat noch unterstützen. Der Netflix-Start werde in Deutschland letztendlich nicht dazu führen, dass die Zuschauer in Massen ihre TV-Abos kündigen, glaubt Zattoo-CEO Brambring. Wie sich das Nutzungsverhalten letztendlich ändern wird, ist nicht vorhersagbar. Es ist aber wahrscheinlich, dass Netflix mit seinem Marken-Mythos und großen Werbeaufwand nicht nur den VoD-Markt und -Wettbewerb in Deutschland ankurbelt, sondern auch dafür sorgt, dass in mehr TV-Haushalten die bisher ungenutzten, internetfähigen TV-Geräte endlich an das Netz angeschlossen werden.

 

Bildquelle: © IPTV-Anbieter.info

 

Hier klicken zum bewerten
[Total: 0 Durchschnitt: 0]

Günstige IPTV-Tarife

Zuhause Fernsehen über das Internet in 4K.
Schon ab 10 Euro monatlich.
Hier idealen Tarif finden!



Was meinen Sie zum Thema?

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Hinweis:

Zunächst werden alle Kommentare einzeln moderiert und freigeschaltet. Wir behalten uns vor Beiträge die nicht direkt zum Thema des Artikels stehen zu löschen. Auch solche, die beleidigen/herabwürdigen oder verleumden oder zu Werbezwecken geposted werden.


Sei der Erste, der sich zu diesem Thema äußert!