„Ich möchte den digitalen Butler im Fernseher!“ – Interview mit Tobias Fröhlich, Geschäftsführer QTom – Teil 2


Tobias Fröhlich, QTom
Nachdem wir uns im ersten Teil unseres Interviews mit Tobias Fröhlich ausführlich über QTom unterhielten, sprachen wir im zweiten Teil über seinen Vortrag auf der diesjährigen Fachkonferenz für interaktives Fernsehen, „EuroITV 2012“.

IPTV-Anbieter.info: Sie vertreten auf der „EuroITV 2012“ die These, interaktives TV führe zur Zufriedenheit der Zuschauer. Erklären Sie diese These doch bitte einmal genauer.

T. Fröhlich: Durch Web 2.0 und Smartphone Apps haben die Menschen gelernt, ihre Inhalte dann zu bekommen, wann sie sie wollen. Die Weiterentwicklung des Fernsehens ist also nur ein logischer Schritt, in welchem die Zeiten vorbei sind, in denen ich um 20:15 Uhr zuhause sein muss, da meine Lieblingssendung anfängt und ich sie sonst verpasse. Ich schau sie mir dann an, wenn es mir passt.

An Inhalten konsumiere ich das, was mich interessiert. Wenn ich zappe, dann aus dem Grund, weil ich mir aus allem das für mich relevanteste zusammen suche – das klappt natürlich nur nicht so recht. Durch interaktives Fernsehen kann ich nun endlich auch im TV das sehen, was mich wirklich interessiert. Schließlich ist jeder Mensch anders, warum soll ich mir da vorschreiben lassen, was ich wann zu schauen habe? Wenn die Interaktivität dann auch noch einfach und spielerisch erfolgt, sodass mein Programm fast automatisch angepasst wird, ist das für mich als Zuschauer das optimale Ergebnis.

Die Auswahl von Inhalten erfolgt hauptsächlich durch eine Prägung einer Person, aber auch durch situative Einflüsse und emotionale Launen. Den ersten Punkt kann man gut über Personalisierung im Backend lösen. Wenn ich aber mit meinem Sohn zusammen fernsehe, oder alleine bin, sehe ich immer völlig unterschiedliche Inhalte.

Deshalb personalisieren wir bei QTom weniger passiv (zumal wir glauben, dass der Datenschutz einigen Betreibern noch echte Kopfzerbrechen bereiten wird), sondern mit aktiver Personalisierung. Dazu versuchen wir, so viel wie nur möglich über unsern Content zu wissen, und entwickelten diesen schlauen Algorithmus, der die Zuschauer so lange ans Programm fesselt.

IPTV-Anbieter.info: Eine Vielzahl der Zuschauer will während des Fernsehens aber keinen Finger rühren, sondern das Programm passiv konsumieren. Wie passt das zu Ihrer These?

T. Fröhlich: Dies widerspricht sich für uns nicht. Wichtig ist, dem Zuschauer die Möglichkeit zu geben, sich weiterhin ganz einfach berieseln lassen zu können. Er muss bei QTom nicht unbedingt aktiv werden, er kann das Programm auch einfach laufen lassen. Wenn ihm das Gezeigte dann nicht zusagt, ist es ein schneller Dreh am Q-me! Regler, um das Programm anzupassen, und er kann die Fernbedienung wieder weg legen und weiter einfach laufen lassen. Es ist für uns die Verbindung aus passivem Konsum und Interaktivität, wenn der Zuschauer es möchte – er wird aber nicht dazu gezwungen! Wir glauben, dass genau dies auch der Schlüssel für Smart-TV ist. Es ist immer noch Fernsehen, von daher sind komplexe Konfigurationen und Menüführungen, wie wir sie im Web haben, nicht sinnvoll. Genau hierum geht es: Der sinnvolle Umgang mit Interaktivität.

IPTV-Anbieter.info: Welche interaktiven Nutzungsmöglichkeiten sehen Sie, vor allem für die IPTV-Technologie, die in naher Zukunft denkbar oder umsetzbar wären?

T. Fröhlich: Eine Grundfrage wird sein, warum sich Smart TV hinter einer Taste, einem Portal, verstecken muss. Warum soll BILD-TV nicht auf der Taste 3 der Fernbedienung liegen -und QTom dann bitte auf der 4 (lacht)! Dann möchte ich endlich mal bei „Wer wird Millionär“ mitspielen und die erste Heim-Millionen gewinnen können. Ich will Pizza, Sushi oder einen Burger im Spielfilmpackage zum Kinostart in der Cinemaxx-Heim-Kinothek buchen. Ich möchte, dass mich Werbung nicht mehr nervt, sondern nur noch relevante Spots sehen. Außerdem könnte ich mir vorstellen, dann auch mal spontan in Themen tiefer einsteigen zu können. Sei es innerhalb von Dokumentationen oder auch Werbung. Ich möchte den digitalen Butler im Fernseher, den auch schon Nicholas Negroponte 1995 prognostizierte, und von dem wir maximal noch drei Jahre entfernt sind.

IPTV-Anbieter.info: Herr Fröhlich, ich finde, das war ein wunderbares Schlusswort. Ich bedanke mich für dieses interessante Interview!

Im ersten Teil des Interviews stellt uns Tobias Fröhlich seinen Musiksender QTom ausführlich vor und schildert, warum dieser so erfolgreich ist.

2014 hat QTOM seinen Betrieb leider eingestellt!


Portraitbild: © Tobias Fröhlich, QTom


Alle Informationen fundieren auf sorgfältigen Recherchen. Dennoch ohne Gewähr auf Richtig- und Vollständigkeit!
© IPTV-Anbieter.info